Welchen Wert hat das wertvolle Leben aber? Wenn man auf Umweltzerstörung, Waldrodung, 'moderne' Großlandwirtschaft und Urbanisierung schaut, hat es anscheinend keinen ganz so gewaltigen Wert. Aber es ist das uns umgebende Leben, dass unser eigenes, zumindest in der derzeitigen Form erst ermöglicht. Sie mögen Obst? Ohne Bienen keine Bestäubung und kein Obstanbau. Sie legen Wert auf sauberes Wasser? Ohne Schilfauen, Uferböschungen, Auwälder gibt es kein sauberes Wasser, denn Kläranlagen alleine reichen bei weitem nicht. Und wahrscheinlich wollen Sie ja auch essen und atmen ... Der Wert der Natur lässt sich also schon beziffern, etwa durch das Geld, das Sie für die Nahrung aufwenden - ein paar Cent fünfzig für industriell hergestelltes Billigschweinemett, ein paar Euro für hochwertig und artgerecht erzeugtes Fleisch, das aber auch gesünder für Sie ist. Was die Natur an Leistungen zur Verfügung stellt wird mit einem Wert von 33 Billionen Dollar jährlich beziffert (das Bruttoinlandsprodukt der Welt liegt bei 18 Billionen).
Das ist zwar eine unromantische Betrachtung der Natur, aber so lässt sich andererseits ein Bewusstsein dafür wecken, dass die Umwelt und ihr Schutz gerade im monetären Sinne wertvoll ist. Und es zeigt sich, dass Umweltschutz zwar kostet, aber auch einen Mehrwert bringt. So hängt die Qualität unserer Atemluft entscheidend davon ab, dass in den großen - aber immer kleiner werdenden - Lungen unserer Welt, den Regenwäldern, Sauerstoff produziert und CO2 gebunden wird. Da ist es dann auch konsequent, dass Ecuadors Umweltminister fordert, dass der industrialisierte Norden der Welt dafür zahlt, dass das Land darauf verzichtet, im Regenwald Öl zu fördern und ihn damit zu zerstören.
Das klingt nach Erpressung? Ja, vielleicht; ist es aber nicht. Der ecuadorianische Staat hat gegenüber seinen Bürgern kostenintensive Aufgaben (Bildung, Soziales) zu erfüllen und braucht dafür Geld. Das nimmt er ein, indem er uns saubere Luft verkauft. Ansonsten verkauft Ecuador uns eben Öl und wir machen eben noch zusätzliche 12 oder 18 Monate mit ecuadorianischem Öl weiter wie bisher anstatt uns um die Umwelt und die Zeit nach dem Öl zu kümmern. Es ist unsere Wahl! Und keine Angst, das Geld kommt schon zurück, wenn Ecuador uns wiederum Laptops und Netzwerktechnik abkauft, um seine Bürger mit IT, Bildung und Kommunikationsmitteln zu versorgen (Autos zu exportieren, sollten wir vielleicht nicht anstreben, solange es noch die AudiBMWMercedesPorsche mit ihrem exorbitanten Verbrauch sind). Insgesamt gesehen ist der Tropenwaldschutz zwar teuer, aber immer noch eine der günstigsten Formen des Umweltschutzes.
Natürlich ist bei derartigen Geschäften einiges zu beachten. Etwa das die finanzielle Unterstützung der Regenwaldbesitzerländer keine Diktaturen unterstützen hilft; dass sie nicht dazu führt, dass zuhause weiter die Umwelt übermäßig belastet wird (denn man hat ja jetzt ein gutes Gewissen); dass die Empfängerländer ihren Teil des Handels auch wirklich einhalten usw. Aber Natur und die Biodiversität haben erstens einen bestimmten, auch in Geld messbaren Wert und es ist zweitens möglich, Geld im Erhalt von Leben und Lebensräumen anzulegen, was sich drittens als sinnvolle Investition spätestens für unsere Kinder herausstellen wird und viertens sogar zu einer gerechteren weltweiten Verteilung von Reichtum führt, was fünftens erwiesenermaßen die Welt sicherer macht.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen