Woher kommt das? Ich denke, es liegt an der mangelnden Betroffenheit. Nicht einer Betroffenheit im emotional-moralischen Sinn, sondern einer Betroffenheit im ursprünglichen Sinn des Wortes: Es betrifft uns nicht direkt, denn die am Amazonas gefällten Bäume treffen niemanden hier auf den Kopf. Es ist alles zu weit weg. Selbst die die Menschen in Australien, die wegen mangelnden Höhen-Ozons direkt von der Sonne verbrannt werden, lernen nichts daraus, da Hautkrebs anscheinend zu weit von seiner Ursache entfernt entsteht, um Betroffensein erzeugen zu können. Der Mensch, so vermute ich, ist anscheinend emotional nicht in der Lage, angemessen auf mittelbare und langfristige Einwirkungen zu reagieren.
Wieso emotional? Weil er rein vernünftig betrachtet in vielen Dingen sehr wohl weiß, was ihm passiert. Kognitiv ist unbestritten, dass wir gefährlichsten Raubbau an unserem Planeten und damit an uns, vor allem aber an der Zukunft unserer Kinder betreiben. Trotzdem passiert nichts Substanzielles. Warum? Ees kann im Großen nur eine nichtrationale Ursache dahinter stecken. Denn sicher gibt es zwar einige Egoisten, die rational durchkalkulieren, das weiteres Fehlverhalten ihnen kurz- bis mittelfristige Vorteile bringt und dann gilt, nach mir die Sintflut. Aber den weitaus meisten Menschen liegt das Leben im Allgemeinen, wie auch das der Menschen im Besonderen und das der eigenen Kinder im ganz Besonderen so am Herzen (und im Kopf - Vernunftdenken!), dass das Ergreifen geeigneter Maßnahmen und die Wahl entsprechender politischer Vertreter und Programme ihnen äußerst nahe liegen sollten. Aber das tun wir nicht. Oder zumindest nur so wenige, dass sie keinen Unterschied machen.
Dass wir nicht klüger handeln, obwohl alle Erkenntnis der nötigen Maßnahmen seit den frühen siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts bekannt sind, kann nur mit mangelnder irrationaler Eindrücklichkeit der Gefahren und mit mangelndem Missempfinden der tatsächlichen Situation erklärt werden. Auf einer emotionalen Basis fühlen wir uns anscheinend zu sicher vor der drohenden Gefahr, um in die angemessene Sorge zu verfallen. Eine Sorge, die eben groß genug sein müsste, um Verhaltensänderungen zu bewirken. Da aber einerseits die Entwicklungen in Natur und Umwelt mit einer Behäbigkeit geschehen, die für den ausreichenden Anstieg der Gefahr Jahrzehnte braucht, werden wir die angemessene Menge an Sorge wohl erst entwickeln, wenn uns die Entwicklung Dürre auf den eigenen Feldern und die ganz persönliche Hungersnot bescheren. Und da andererseits die Korrektur von Umweltschädigungen aufgrund der gleichen Behäbigkeit Jahrhunderte und Jahrtausende in Anspruch nehmen wird, ist die Situation wohl ausweglos.
Bleibt also nur, Swimmingpool und 500 PS-Wagen zu genießen, um das Beste aus den letzten Jahrzehnten herauszuholen. Wahrscheinlich wird es ja sogar unseren Kindern bis zu deren vierzigsten oder fünfzigsten Lebensjahren noch einigermaßen gut gehen (obwohl sie mir sehr Leid tun wegen der totalitären Öko-Diktaturen, die sie in den letzten Lebensjahrzehnten werden durchmachen müssen ... von den Enkeln ganz zu schweigen ...).
Und die Natur? Die leidet noch ein paar Jahrhunderte, freut sich aber schon auf die nachfolgenden Homo sapiens-freien Jahrmillionen, wenn dann endlich alles wieder in ein natürliches Gleichgewicht zurückschwingt. Ich wüsste nur zu gern, ob sich nachfolgend entwickelnde Intelligenzwesen klüger verhalten werden, oder ob Intelligenz und Selbstbewusstheit immer so enden.
Überzeugen Sie mich, dass ich Unrecht habe. Bitte!
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