Der Uni geht es auch immer schlechter. Ich rede dabei gar nicht von Bachelor- und Masterstudiengängen - die haben zwar den Humboldtschen Bildungsgedanken gekillt, aber für den sind wir Menschen anscheinend eh nicht ausreichend gerüstet. Nee, es scheint viel mehr so zu sein, dass die Verschulung des Studiums einem ganz großen Teil der Studierenden entgegen kommt. Da wird man wenigstens noch bis Mitte Zwanzig ans Händchen genommen und durch das Leben geführt und den späteren Arbeitgebern ist es auch lieber, wenn die neuen Akademiker nicht allzu eigenständig denken und fragen gelernt haben.
Nein, die Patientin röchelt immer stärker wegen der Sparmaßnahmen, die ihr die Luft abdrehen. Wie heute in unserem Käseblättchen plötzlich und voller Sorge zu lesen ist, geht es den Geisteswissenschaften an den Kragen. Schön, dass das mal jemand merkt. Gefördert wird nur noch, was effizient ist, und Orchideenfächer wie Byzantinistik, Ägyptologie, Geschichtswissenschaften, Philosophie, die Lehrerausbildung und ähnlich abseitige Wissensgebiete werden zusammengestrichen. Bringen ja keine Drittmittel ... oder outsourcbare Start ups ... oder Ruhm und Ehre.
Schade - und das nicht nur aus melancholischen Gründen, wie dem, das uns Menschen die Philosophie einst das Denken und Verstehen lehrte. (Zumindest soweit man gewillt war, sich aufs Verstehen einzulassen.) Schade also? Ja! Denn, es ist doch nicht so, dass wir nun verstanden hätten und sie nicht mehr bräuchten. Oder glauben Sie, dass es derzeit ein ausreichendes Maß an Vernünftigkeit und Empathie in der Welt gäbe? Und wie sollen die Kommenden lernen, zu verstehen? Oder zu hinterfragen? Oder zu urteilen? Und wer kann entscheiden, ohne sinnvoll und kritisch geurteilt zu haben? Schade, dass die Wolkenkuckucksheime der Geisteswissenschaften aussterben ...
Sehe ich da hinten in der letzten Reihe einen Ingenieur grinsen? Ja, noch haben Sie gut lachen und sind heißbegehrt. Aber warten Sie erst einmal ab, bis sich die Controller nach getaner Meuchelei in den Geisteswissenschaften an die naturwissenschaftliche Grundlagenforschung machen. Ferne Galaxien beobachten? Die Gravitationswellen oder Higgs-Teilchen nachweisen? Das ist genauso brotlose Kunst wie die Philosophie. Nur werden euch Ingenieuren dann ganz schnell die Grundlagen für eure Erfindungen und den Fortschritt ausgehen.
Bleiben die Wirtschaftler und Juristen. Ich hoffe ihr werdet reich damit, euch gegenseitig Businesspläne aufzustellen ... schon da mit ihr uns Philosophinnen und Lehrer, Historikerinnen und Linguisten als Hauspersonal, Gärtner und Chauffeure beschäftigen könnt ... wir geben euren Kindern dann beim Babysitten auch schon mal den einen oder anderen Tipp für ein gelingendes Leben ... versprochen!
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