Dienstag, 4. Mai 2010

Vorsicht, Mühsal

Oh je, sehen Sie sich bloß vor, bevor Sie auf polyoinos weiterlesen: Ich selbst lese nämlich gerade im Editorial der MacLife, wie mühsam das werden könnte.

Die Chefredakteurin Charlotte Stanek klärt dort nämlich über das veränderte Kommunikationsverhalten im Netz auf. "Lange Texte sind mühsam zu lesen", steht dort, und ich fürchte, lange Texte sind das, was Sie hier bei mir erwartet.

Statt langer Texte und gut recherchierter Artikel, so Stanek, verändere sich die Kommunikation im Netz hin zu kurzen Texten, besser noch gar keinen Texten und stattdessen knackigen Bildern und kurzen Videoclips.

Die "digital natives" haben keine Zeit mehr, das gedruckte Wort zu lesen und reiten stattdessen auf einer "Welle des Wissens", die nicht auf langwierigem investigativem Journalismus mehr beruht, sondern mit "vermuteten" Sachverhalten vorlieb nimmt, weil die Vermutung schneller als der Beweis ist und deshalb auch schneller ausposaunt werden kann.

wurm_drin

Das alles findet Frau Stanek auch gar nicht schlecht und hält es für den Vorboten eines mehr oder weniger begrüßenswerten "Neosozialismus". Was sie damit meint, erklärt sie nicht im Detail, aber das Wort lässt vermuten, dass damit eine Art Informationsgleichmacherei gemeint ist, in der jeder jeden mit seinen Vermutungen unterhält. Na das ist ja mal eine schöne Art von Newspeak ...

Ist das wirklich so? Ich glaube nicht. Und mein Glaube ist so fest und unerschütterlich, dass ich an dieser Stelle weiterhin Texte im Umfang von zehn DIN-A4-Seiten und mehr produzieren werde, für die ich weiterhin jeweils etwa 10 Bücher lesen werde. Ich hoffe, auch Ihnen wird es nicht zu mühselig werden, zu lesen, und wünsche Ihnen viel Spaß mit Ihren nächsten guten Büchern und der Zeit, FAZ, SZ, Times, Independent, Le Monde usw.

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