Dienstag, 27. Januar 2009

Eine kleine Einführung in J.R.R. Tolkiens Werk und Leben ...

... stelle ich heute online, da es sich einfach anbietet, um auch denjenigen Besuchern unter Ihnen einen der wichtigsten Schriftsteller der Welt nahezubringen, die wenig oder nichts von ihm gelesen haben oder nur die Filme Der Herr der Ringe von Peter Jackson kennen.

Aber auch der Tolkien-Kenner und die Besucher, die meine Arbeiten über Tolkien kennen, finden den Artikel vielleicht recht interessant, da ich einige Punkte erstmals anreiße, die ich später in größerer Tiefe zu untersuchen gedenke. So sind die Ideen über den Zusammenhang von Technikfeindlichkeit und dem Glauben Tolkiens in dieser Form meines Wissens nach so noch nicht angedacht worden. Auch die konzentrierte Erläuterung der Verbindung zwischen dem wissenschaftlichen Werk und dem Publikumserfolg Mittelerdes stelle ich hier das erste Mal so dar.

Entstanden ist die kleine Arbeit, weil ich von den Rotariern in Oberhausen gebeten worden war, einmal eine Einführung in das Thema Tolkien zu geben, von dem die meisten Mitglieder fast nichts wussten. Da mir nur 25 Minuten zur Verfügung standen, werden Sie die paar Absätze auch in einer guten Viertelstunde gelesen haben. Ich glaube, es lohnt sich: Bitte sehr.

wood and creek


Wo wir gerade über Tolkien sprechen: Anfang Mai werde ich auf polyoinos eine Inhaltsanalyse vorstellen, die erstmals detailliert (erbsenzählerisch, könnte man auch sagen) aufführt, wie viele Anteile an Gewaltdarstellung in Der Herr der Ringe wirklich enthalten sind. Abonnieren Sie doch einfach den RSS-Feed und Sie bleiben auf dem Laufenden.


Mittwoch, 21. Januar 2009

Starke, schmale Schultern

blossoms

Wow, muss der starke Schultern beweisen, und dass wo sie so schmal aussehen, die Schultern des 44. Präsidenten der USA ...

Als ich so durch die Fotos der Inauguration blätterte, die derzeit auf einen einprasseln, dachte ich nur daran, unter welchem enormen Druck dieser Mann steht, der von Millionen, vielleicht Milliarden von Menschen mit messianischen Hoffnungen befrachtet wird. Wie will er dem gerecht werden? Anders als Frodo, dem sein übermenschlich starker Wille allein genügte, würde Barack Obama nicht einmal ein solcher Wille hinreichende Stärke verleihen.

Der sogenannte mächtigste Mann der Welt ist auf dermaßen viele Zu- und Mitarbeiter in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft angewiesen, dass sein möglicher Erfolg zu mehr als 95 Prozent von anderen abhängt. Er kann nicht mehr sein als das Brennglas, das die Energien des Landes (und vielleicht eines großen Teiles der Welt) bündelt und so den allgemeinen Neuanfang ermöglicht.

Der erste Tag beeindruckt mich schon einmal: Die Art und Weise, in der er das Weiße Haus übernahm und die Mitarbeiter/innen einschwor und ihnen Grenzen setzte, das hatte was. Er wird sich schon damit erste Feinde gemacht haben. Und er wird sich noch viele Feinde machen müssen. Lassen Sie ihn erst einmal zwölf Monate so weiterwirken und der Secret Service wird allen Grund haben, sich Sorgen um seine Sicherheit zu machen.

Aber es geht ja nicht anders. So kann es in den USA und der ganzen westlichen Welt nicht weitergehen. Nicht ökonomisch, nicht ökologisch, nicht gesellschaftlich, nicht auf der Ebene des allzu egoistischen Individuums. Wer da gegenlenken will, macht sich Feinde, denn ein derart umwälzender Wandel wird viele Unbequemlichkeiten bringen und manche Pfründen unterpflügen.

Das geht nur, wenn die Menschen in den USA mitziehen. Und da wir Otto Normalverbraucher in Deutschland ebenso wie Joanna in Gabun, Cheng in China und Maria in Argentinien ebenso davon abhängen, dass sich in den USA was ändert, damit sich auf der Welt was ändert, müssen wir alle, auf allen Kontinenten ebenso mitziehen. Bescheidener werden - in materieller Hinsicht. Optimistischer werden - in sozialer Hinsicht. Glücklicher sein - in spiritueller Hinsicht (ob als Atheist oder Gläubige).

Diese starken, schmalen Schultern müssen wir stützen, auch wenn der Mann noch so strahlend und erfolgreich scheint. Good luck, Mr. President!

blossoms

Sonntag, 18. Januar 2009

Anderswelt

Gestern saß ich viele Stunden mit so netten Schriftstellerkollegen wie Charlotte Kerner, Anja Stürzer, Jürgen Seidel, Susanne Härtel zusammen, weil wir ein Projekt besprachen, innerhalb dessen ein Buch mit Porträts von Mary Shelley, Stephen King, Bram Stoker, Philipp K. Dick, Stanislaw Lem und Tolkien entstehen wird. Stundenlang bewegten wir uns gedanklich in deren Anderswelten.

Als ich dann im Bett lag und noch etwas Musik hörte, unter anderem „Anderswelt“ von Schandmaul, und den Refrain in mir nachklingen ließ - „Dreimal tanz im Sonnensinn um die alte Stätte hin, dann wird offenstehn die Anderswelt, du wirst sie sehn“ - dachte ich, beileibe nicht zum ersten Male, darüber nach, wie es wäre, die Anderswelt zu betreten. Und ich dachte daran, wie oft ich in Gesprächen mit Freunden, besonders aber auf Cons und im Rahmen von Lesungen, bei Gesprächen mit Fans und Zuhörern, zu hören bekomme, dass bei dieser oder jenem ein sehnlicher Wunsch bestehe, die Anderswelten von Science Fiction und Fantasy betreten zu können. Das ist gut, birgt aber mehr als eine Gefahr. Beispielsweise die der Selbsttäuschung.

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Vielgestaltig können die Zugänge zur Anderswelt auftreten

Unterhält man sich intensiver darüber, wie es wäre, Urlaub von unserer Welt nehmen zu können, sie vielleicht sogar gänzlich hinter sich zu lassen, so ist es oftmals ein vielgestaltiges Mängelempfinden, das als Motiv dafür, andere Welten besuchen zu wollen, zutage tritt. Da wird unsere Welt als nüchtern und langweilig oder auch als angsterregend empfunden. Oder, und das scheint mir noch öfter vorzukommen, konkret das eigene Leben wird als mängelbehaftet, als mangelhaft oder ungenügend erlebt. In den Welten von Schwert und Magie oder denen von Raumschiffen und Teleporterstationen wird dann eine Verzauberung des Lebens, meist aber auch eine Aufwertung der eigenen Person oder Bedeutung erwartet. Man will ja dann in der Regel nicht nur von Ferne zusehen, wie Eowyn und Merry dem Herrscher der Nazgûl entgegentreten oder wie Picard mit Q diskutiert, sondern eigentlich will man ja auch mithelfen, will teilhaben - man will „wer sein“ in der Anderswelt.

Vorteil des Ausweichens in die Welten der Phantastik ist aber auch, dass man banalen ebenso wie schwer überwindbaren Problemen im realen Leben ausweicht. Im Star Trek-Universum gibt es beispielsweise kein Geld; das wurde abgeschafft, denn für die materiellen Bedürfnisse aller ist einfach gesorgt. Das ist natürlich besonders attraktiv, wenn der eigene Job lausig bezahlt ist oder man dauernd mit dem Minus auf dem Girokonto kämpfen muss. Kopfnoten, Weiterbildungen. Probezeiten und Praktika, Audits, Zwischenzeugnisse und Beurteilungen sind auch solche Sachen, die einen in Mittelerde nicht belasten können. Und was die Liebe angeht, so findet die meistens entweder nicht statt - was je nach eigener Situation ja auch eine befreiende Vorstellung sein kann - oder sie ist erfüllt.

Natürlich sind realistisch betrachtet die Beschwernisse in der Anderswelt so groß, dass man sie eigentlich jederzeit gegen einen cholerischen Boss oder einen geplatzten Kredit eintauschen würde, denn beides ist sehr viel einfacher zu ertragen, als durch Mordor zu ziehen oder von den Borgs assimiliert zu werden. Aber beim Hinüberträumen ist es ja genau umgekehrt - die phantastischen Gefahren sind abstrakt, die hiesigen konkret und außerdem geht es drüben ja doch fast immer gut aus.

Doch nehmen wir mal an das ginge. Nehmen wir an, man würde den Wandschrank finden, der einen hinüber bringt. Würden Sie gehen? Es muss ja nicht für immer sein. Nehmen Sie einen Ariadnefaden mit und schauen Sie mal kurz. Was würden Sie finden?

Alles mögliche würden Sie finden. Das bleibt ganz Ihrer Phantasie überlassen. Aber eines würden Sie immer auch finden - sich selbst. Und das ist die mögliche große Gefahr, die ich bei diesen Weltfluchtträumen sehe. Wenn Ihre Sorgen auch nur im Geringsten damit zu tun haben, dass Sie mit sich selbst im Unreinen sind, dass Sie ein Problem in der Seele tragen - eine Angst, eine Unzufriedenheit, etwas, dass Sie als Unzulänglichkeit (evtl. auch nur unterbewusst) empfinden - dann werden Sie das in der Anderswelt nicht los.

Sie können vor Situationen flüchten, aber nicht vor sich selbst. Viele Menschen, die glauben, dass sie ihr Leben ändern müssen, realisieren nicht, dass ihr Unbehagen oder Unglück in ihnen liegt und dass sie es mitnehmen werden, egal wovon sie sich ab- und was sie sie sich zuwenden. Dann hilft es auch nicht, bis in den Gammaquadranten vorzudringen.

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Manch rettender Ast ist ganz schön kalt

Natürlich betrifft das auf keinen Fall alle Träumer, die gerne ein wenig in den Anderswelten stöbern möchten. Das würde ich bei sich bietender Gelegenheit ja auch nur allzu gerne machen. Und ich hoffe doch sehr, dass ich nicht unbewusst vor mir weglaufen möchte. Zudem kenne ich so manche Andersweltenreisende, von der ich ganz sicher bin, dass sie nicht vor sich weg-, sondern nur aus neugieriger Freude einer Faszination entgegenläuft. Aber ich kenne auch die anderen ...

Es gibt diese Form des Eskapismus, diese Flucht, bei der man das, wovor man eigentlich flieht, mit sich trägt und ihm deshalb nie entkommen kann. Diese Flucht ist falsch! Könnte das auch auf Sie zutreffen? Ich hoffe doch nicht. Falls aber doch - auch beim leisesten „könnte“ - erforschen Sie sich. Denken Sie einfach ehrlich über sich nach. Das mag schwieriger werden als die komplizierteste Meditationsübung, aber es gibt am Ende nur diesen einen Weg.

Die Anderswelten von Buch, Film und Onlinerollenspiel können ihnen nicht helfen, sich vor sich selbst zu verstecken; Sie werden dort nicht glücklich werden, wenn Sie das Unglück mitbringen.


Freitag, 9. Januar 2009

Vampirgeschichte erschienen

Vielleicht war der eine oder andere von Ihnen auf dem letzten Elbenwaldspektakel? Dann erinner Sie sich, dass ich dort eine Lesung mit Markus heitz, Markolf Hoffmann und Friedhelm Schneidewind hatte, bei der ich eine etwas andere Vampirgeschichte erzählte. Eine Hommage an den großartigen Ambrose Bierce und seine Geschichte von der Brücke über den Eulenbach.

Diese Geschichte, „Ein Zwischenfall in der Eulenburg“, ist in der aktuellen „phantastisch!“ abgedruckt, die ab jetzt im Handel ist. Falls Sie sie lesen, würde ich mich über Rückmeldungen sehr freuen. Ansonsten viel Spaß, auch wenn es ziemlich blutig zugeht.

cover_phantastisch

Ach ja - ich wünsche ein frohes neues Jahr!