Dienstag, 30. Dezember 2008

Frohes neues, gutes altes ...

2008 geht, 2009 ist schon fast da. Hmm, es ist natürlich hoch artifiziell, Zeitläufte willkürlich durch bestimmte Daten einzuteilen, aber der menschliche Ordnungssinn braucht so etwas, auch und gerade, um sich denkend orientieren zu können. Ein kurzer Blick zurück und voraus also, der sich um einen eigentlich insignifikanten Tageswechsel dreht.

2008 war, was „the big picture“ angeht, sicherlich ein Jahr, dass fast völlig vom Wirtschaftsgeschehen bestimmt war. Das Finanzsystem brach also fast zusammen. Das wird auch 2009 stark negativ beeinflussen - glauben Sie mir, das ich das Folgende durchaus in sorgender Anerkenntnis der Tatsache schreibe, dass viele Menschen weltweit in durch Arbeitsplatzverluste in Not geraten werden -, aber letztlich habe ich ein ziemlich starkes Gefühl, dass diese Finanzkrise genau richtig kam.

Die Ökonomen haben in den letzten zwanzig Jahren einen immer wilder werdenden Tiger geritten, aber der jetzige Sturz ist schmerzhaft, doch nicht tödlich, was er in zwei, drei Jahren vielleicht durchaus geworden wäre. So kommt die Erkenntnis, dass Schneeballsysteme nicht funktionieren können und das Geld nur dann einen Sinn hat, wenn es eine Stellvertreter- oder Pfandfunktion für echte Waren und Werte darstellt, noch rechtzeitig. Die kommende Flaute wird die Welt ertragen.

Und daraus lernen. Es stimmt ja gar nicht, dass man nicht aus der Geschichte lernt, es ist nur so, dass es sooo viel ruhiges Bedenken erfordert, die historischen Lektionen zu beherzigen. Aber bei aller Hektik im vergangenen Herbst, wurden doch beispielsweise die Lektionen der Weltwirtschaftskrise der Dreißiger Jahre ganz gut umgesetzt und die gröbsten Fehler wurden vermieden. Aus dem Herbst 2009 werden die Ökonomen neue Dinge lernen und ihre Theorien und Instrumente weiter verbessern.

Und auch wir Nichtökonomen können wichtige Dinge aus der Krise lernen. Zuerst vielleicht die Tatsache, dass das mit den Schneeballsystemen nie und auch nicht in unseren Leben funktionieren kann. Ich finde diese Gier so erstaunlich, die Menschen dazu veranlasst, einfach den Hals mit Geld nicht vollkriegen zu können.

Da reicht es also nicht aus, dass ein Unternehmen eine Rendite von gesunden 5 Prozent macht. 5 Prozent scheint mir eine allseits verträgliche Wertschöpfung zu sein, die nachhaltig wirken kann. Ich hätte gerne ein unkompliziertes Sparkonto, das 5 Prozent abwirft. Das würde mir dann aber auch reichen. Aber nein ...

Da reicht es auch nicht, dass ein Unternehmen eine Rendite von 15 Prozent erreicht. Das ist ein Wachstum, das, egal in welcher Branche, doch schon nicht nachhaltig sein kann, denn so kann es doch nicht immer weitergehen, sagt einem schon der gesunde Menschenverstand. Aber nein ... reicht auch noch nicht.

Da gibt es dann, etwa im IT- oder Energiebereich, Unternehmen, die mehr als 15 Prozent schaffen. Jetzt geben die eine „Gewinnwarnung“ aus, dass der nächste Quartalsgewinn nicht 20, sondern nur noch 15 Prozent (also immer noch nichtnachhaltiges Wachstum) betragen wird, und dann verliert so ein höchstprofitables Unternehmen 25 Prozent an (Börsen-)Wert. Die hinter dieser ‚Enttäuschung‘ stehende Gier verstehe ich schlicht nicht. Sie ist mir einfach nicht nachvollziehbar. Doch war es das schon? Aber nein ... es geht noch doller.

Denn man kann ja auch 25 Prozent als Renditeziel ausgeben. Oder versprechen, und zwar als jährliches Ziel. Das ist aber, und da haben die deutschen Bischöfe zu Weihnachten völlig Recht gehabt, so unlauter, dass es an Betrug grenzt.

Warum diese Gier? Ich verstehe jeden Goldgräber am Klondike im 19. Jahrhundert, der, aus einer armseligen materiellen Situation kommend, bei einem Goldfund ausflippt und über alle Stränge schlägt. Ich kann auch nachvollziehen, warum Menschen sich über einem solchen Fundort gegenseitig erschießen. (Nachvollziehen heißt weder billigen noch entschuldigen.)

Aber die Gier eines Menschen, der als Milliardär mit Aktien zockt, um aus 7 Milliarden Euro 9 Milliarden zu machen, und dabei ein Riesenunternehmen mit all dessen sozialen Verantwortlichkeiten aufs Spiel setzt - eine solche Gier verstehe ich nicht. Das ist so absurd, das kann doch nur als pathologisch erklärt werden, oder?

Ganz ähnlich aber ist die Gier gelagert, die auf den Aktionärsversammlungen und auf dem Börsenparkett zum Ausdruck kommt, wenn abgestraft wird, wer keinen exorbitant hohen Gewinn, sondern nur einen sehr hohen Gewinn erreicht. In geringerem Ausmaß zeigt sich hier die gleiche Absurdität wie im Verhalten des erwähnten Milliardärs.

Das Kontinuum des möglichen materiellen Besitzes ist ein endliches; das ist doch völlig klar, oder? Wieso strebt man dann danach, Systeme zu errichten, die eine unendliche Menge von Besitz erzeugen oder zur Verfügung stellen sollen?

Oder wird nur versucht, von dieser endlichen Menge durch all diese unlauteren Konstruktionen einen nahezu unendlich großen Anteil für sich abzuzweigen oder anderen zu versprechen, um an deren Geld zu kommen? Wer das versucht, liegt aber selbst im Erfolgsfall falsch, denn eine solche Sucht zerstört das soziale Wesen des Menschen und versperrt ihm, weil es gegen seine eigentliche Natur ist, den Weg zum persönlichen Glück ebenso wie den Weg zum Glück im persönlichen Umfeld, das ja auch gerne als Entschuldigung für Gier genommen wird ( „Ich muss für die Familie sorgen.“ )

Es liegt eine große (Erkenntnis-)Chance in der derzeitigen Krise. Diese Krise wird auch wieder vergehen, das ist sicher. Aber dann ist auch die Chance zum Lernen vergangen, die wir besser jetzt ergreifen, wo uns der Frack noch saust.

Ich wünsche uns allen ein besseres 2009 und eine noch bessere Zukunft all die anderen Jahre ... gehen Sie lieber spazieren, als Börsenkurse am PC zu verfolgen.

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Mittwoch, 24. Dezember 2008

Selektion durchgeführt

Hmm, jetzt haben Sie es also in Großbritannien gemacht. Zwei Embryos hinsichtlich ihrer genetischen Merkmale für das Geborenwerden und das Leben ausgesucht. Und 9 weitere verworfen.

Hintergrund war ja, dass in den Familien der werdenden Eltern eine massive genetische Vorbelastung für Brustkrebs vorhanden ist. Die selektierten Embryonen tragen das sogenannte Brustkrebs-Gen nicht, das mit 50-85%iger Wahrscheinlichkeit bei einem mit dem Gen belasteten Kind zum Ausbruch von Brustkrebs im Erwachsenenalter geführt hätte.

Ich stelle mir jetzt vor, dass diese Familie das nicht gemacht hätte. In etwa 15 bis 25 Jahren hätte dann eine junge Frau vielleicht ihre Eltern angegriffen:
„Warum habt Ihr mich nicht mit den damaligen Möglichkeiten der Medizin ohne das verdammte Gen zur Welt kommen lassen?“
„Weil Du dann nicht auf der Welt wärest. Man hätte Dich verworfen.“
Und wenn dann, wiederum zwanzig Jahre später, die nicht mehr so junge Frau an Krebs erkrankt, dieser aber im ganz frühen Stadium behandelt und geheilt wird, denn die Frau betriebe natürlich eine sehr gewissenhafte Vorsorge, dann wird diese Frau spätestens verstanden haben. Und ihre Eltern.

Suchen Sie nicht danach, mit technischen Mitteln Perfektion zu erreichen. Perfektion ist unerreichbar, man kann sich ihr nur annähern. Aber nur durch eigene Anstrengungen und harte Arbeit an sich selbst und nicht durch Eingriffe von außen. Anders wäre auch schlecht.

Mehr Infos? Bitte hier weiterlesen.

Ach ja - frohe Weihnachten Ihnen allen ...


Mittwoch, 17. Dezember 2008

Fade away ...

„It´s better to burn out than to fade away“ fand Neil Young schon vor vor vielen Jahren. Wenn man sich die ganzen alten Rockstars so anschaut, scheint dieser Spruch nicht so sehr viel Eindruck gemacht zu haben (und das ist auch gut so, denken Sie bspw. nur, was wir vermissen würden, wenn wir heute nicht alle auf Keith Richards 65sten anstoßen könnten - cheers).

Aber irgendwas ist schon dran an dem Spruch, denn ein langsames Schwinden hat - neben allem potenziellen Leiden, das hinter dem Bild eines konkreten Schwindens stehen mag - etwas sehr Trauriges.

Daran musste ich zuerst denken, als ich gerade las, dass die Astrophysik einen großen Sprung bei der Erklärung des Universums vorgenommen hat. Durch die Untersuchung kosmischer Röntgenstrahlung ist es gelungen, der geheimnisvollen Dunklen Materie ein bisschen weiter auf die Spur zu kommen. Das Geheimnis ist noch nicht gelöst, aber es sind weitere Indizien für die Wirkung der „dark matter“ gefunden worden.

Damit verdichten sich auch die Hinweise darauf, wie es einmal mit dem Universum einmal enden wird. Die große Frage ist ja, ob das Universum einmal implodieren wird oder ob es immer weiter wächst, sich immer weiter ausdehnend immer kälter und dunkler wird, bis nur noch eine große, fast leere Schwärze übrig ist, die man genauso gut als Nichts bezeichnen könnte.

Und das scheint die Wirkung der Dunklen Materie zu sein. Sie sorgt wahrscheinlich mit einer negativen Gravitationswirkung dafür, dass die Expansion des Universums immer weiter geht. Hier die Kurzfasssung von e! Science-News:
„These results have consequences for predicting the ultimate fate of the universe. If dark energy is explained by the cosmological constant, the expansion of the universe will continue to accelerate, and the Milky Way and its neighbor galaxy, Andromeda, never will merge with the Virgo cluster. In that case, about a hundred billion years from now, all other galaxies ultimately would disappear from the Milky Way's view and, eventually, the local superclusters of galaxies also would disintegrate.“

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Praktische Auswirkungen hat das natürlich nicht. Aber es stimmt mich irgendwie traurig. The universe fades away ... Das ist meiner Meinung nach mit Sinnlosigkeit behaftet. Ein Universum, das nach großartigem Urknall irgendwann wieder zusammenschnurrt und implodiert, das kommt mir lebendig vor, das erweckt in mir das Bild eines Pulsierens, denn ich bin sicher, dass die Implosion irgendwo zu einer neuerlichen Explosion, einem neuen Urknall führt. Das kommt mir vor wie ein Abbild des Lebens ... ein Abbild des Zyklus aus Geburt und Tod.

Nehmen Sie demgegenüber ein schlichtes Versanden in der Unendlichkeit. Traurig, oder?

Hilft aber nix, mit Tatsachen - besonders denen der Naturgesetze - muss man leben. Und praktische Auswirkungen hat es ja, wie gesagt, keine.

Samstag, 6. Dezember 2008

Nachgewiesen: Geteilte Freud' ist doppelte Freud' ...

Eine über fast 20 Jahre angelegte Studie von James Fowler und Nikolas Christakis mit mehr als 5 000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern hat jetzt Beweise dafür erbracht, dass an dem Sprichwort von der geteilten Freude etwas dran sein muss. Es konnte nämlich gezeigt werden, dass Glücklichsein auch ein soziales Phänomen ist, ein Phänomen vor allem, das sich in sozialen Netzwerken wie Familien, Nachbarschaften, Betrieben, Vereinen usw. in der Art einer Grippeinfektion verbreitet.

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Die Studie, ein Nebenprodukt einer Langzeituntersuchung über Herzkrankheiten, die seit 1948 in Massachusetts, USA, durchgeführt wird, konnte zeigen, dass die Empfindung, glücklich zu sein, sich in sozialen Gruppen verbreitet und zwar über bis zu drei Stufen, so dass also ein glücklicher Ehemann einer Kollegin aus dem Sportverein Ihrer Frau, den Sie nie kennenlernen werden, dazu beiträgt, Ihr Leben zu verbessern. Und was noch besser ist, Unglücklichsein verbreitet sich auf diesen sozialen Wegen viel schlechter als Glücklichsein. Das steht in einer vorgestern erschienen Studie des British Medical Journal, deren Text kostenfrei online heruntergeladen werden kann, und zwar hier. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse gibt es bei e-Science-News. Eine deutschsprachige Quelle ist mir leider nicht bekannt.

Die Begründung für die Infektiösität positiver Stimmungen wird von den Forschern im Bereich der Evolutionsbiologie gefunden, das Phänomen wäre also somit genetisch determiniert. Es ist seit langem bekannt, dass es eine biologisch fundierte Anlage zur Empathie, zum Mitfühlen also gibt, die auch soweit geht, dass eine nicht geringe Wahrscheinlichkeit besteht, sich von den Stimmungen anderer Menschen beeinflussen zu lassen: Dein Lachen ist ansteckend, sagt schon der Volksmund und liegt damit wie so oft richtig. Auch bei Primaten gibt es das Phänomen der „play faces“, der freundlichen Gesichtsausdrücke, die den Zusammenhalt in Affenhorden stärken.

Genauso wie Gelächter und Lächeln dient demnach auch beim Menschen die Empathie dazu, soziale Bande zu stärken. Das ist soweit nichts Neues. Was aber neu ist, ist erstens, dass das im Vergleich zu bloßem Lächeln äußerst komplexe Gefühl des Glücklichseins sozial übertragen wird und dies zweitens über weitere Strecken als von Individuum zu Individuum, nämlich quer durch soziale Netzwerke und über die Grenzen des persönlichen Bekanntseins hinweg. Kaskaden des Glücks sind über Bekanntschaftsgruppen hinweg beobachtbar.

Das ist im Übrigen auch ein in keiner Weise überraschender Befund, auch wenn der Nachweis erst jetzt erstmals gelang. Denn Glücklichsein ist eine ganz wesentliche Bedingung für das gelingende Leben eines mit Bewusstsein und Selbstbewusstsein ausgestatteten Geschöpfes, eines Geschöpfes also, das auch unabhängig von Instinkten sein Leben führen muss. Dass die Evolution eine Übertragbarkeit dieses Zustandes hervorgebracht hat, ist nur eine weitere Ausformung der evolutionstypischen Eigenschaft, alle möglichen Bedingungen für das Überleben zu fördern. Dass sich Unglücklichsein - wenn auch aus noch nicht geklärten Umständen - nicht so gut verbreitet, ist ein weiteres Indiz für die Stichhaltigkeit der Hypothese von der evolutionsbiologischen Herkunft des nachgewiesenen Phänomens.

Ich halte das für einen weiteren Indikator dafür, dass große Teile der oft verteufelten soziobiologischen Annahmen richtig sind (der ‚böse’ Edward Wilson - Sie erinnern sich?), vor allem der Teil, der besagt, dass wir Menschen schon von unserer Biologie her soziale Wesen sind, die einander zur bestmöglichen Entfaltung der Persönlichkeit wie auch des persönlichen Glückes brauchen. Da dies aber nur bei Beachtung ethischer Grundregeln geht - schließlich liegen uns auch negative Emotionen wie Neid, Habgier, Eifersucht inne - sehe ich mich ein weiteres Mal darin bestätigt, die von der Philosophie schon lange für überholt gehaltene Gefühlsethik David Humes zu rehabilitieren.

Das ist das Programm, wie ich es in meiner Dissertation ausführte. Dort schlug ich vor, eine durch rationale und an John Rawls´ Spzialphilosophie orientierte Gesetze eingegrenzte Emotionalität als Richtschnur für das bestmögliche Zusammenleben zur Geltung zu bringen. Der nun vorgelegte Befund über die Verbreitungsweise von Glücklichsein hat zwar direkt nichts mit Ethik zu tun, aber er weist auf den Stellenwert des Glückes für das Überleben selbstbewusster Lebewesen hin.

Dass dieses Glück im hohen Maße durch die soziale Lebensweise in Gruppen gefördert wird und durch diese Lebensweise verstärkt wird, während Unglücklichsein diese Verstärkung nicht erfährt, bedeutet, dass unsoziale Verhaltensweisen wie Egoismus, Rücksichtslosigkeit und sozialpathologische Verhaltensweisen, für das eigentliche Wesen des sozialen Lebewesens Mensch nicht natürlich sind, sondern Auswüchse darstellen, die sich für das Glück und Überleben der Menschen als kontraproduktiv erweisen. Und das ist wiederum ein Befund, der für die Ethik von hoher Relevanz ist.

Eine Ethik, die wie die von mir vorgeschlagene Gefühlsethik beschaffen ist, schafft genau den Raum, der für die Verbreitung des Glücklichseins förderlich ist. Insofern lese ich den Befund aus der Studie von Fowler und Christakis als Bestätigung dafür, mit meiner Ethik auf dem richtigen Weg zu sein.

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Allerdings gibt es keinerlei Erkenntnisse darüber, wie es mit der Verbreitung des Glücklichseins in internetbasierten sozialen Netzwerken wie MySpace, Facebook, Studi- und Schüler VZ oder Xing ist. Da sich in der Studie jedoch zeigte, dass die infektiöse Verbreitung von Gefühlen stark von der Nähe der Menschen zueinander abhängt, glaube ich nicht, dass Computernetzwerke in der Lage sind, Glückscluster in der gleichen Art auszubilden wie Netzwerke auf der Basis persönlichen Kontakts. Da fehlt einfach eine wichtige soziale Komponente, die sich nicht technisch vermittelt erleben lässt, wie ich schon vor über zehn Jahren im Computer Mediated Magazine ausführte.

Zumindest aber sind Computernetzwerke dazu in der Lage, Erstkontakten den Weg zu ebnen und später, wenn man sich im echten Leben kennen und mögen gelernt hat, Kontakte aktuell zu erhalten. Zudem werden die Kontakte über weit auseinander liegende Gruppenzugehörigkeiten hinweg - wie verschiedene Länder, Ethnien und Weltanschauungen - deutlich vereinfacht und schaffen so vorher in dieser Form nicht existierende Berührungspunkte, die sich zu neuen Gruppen und neuen Verbindungen zwischen Gruppen ausbilden können. So gesehen können Computernetzwerke als Keimzellen sozialer Gruppen dienen und später die Aufrechterhaltung von Verbindungen stark vereinfachen. Indirekt dienen sie dann auch dazu, Glück zu verbreiten ...



Freitag, 5. Dezember 2008

Was uns in der Krise wirklich fehlt ...

... das haben heute die Kabarettisten Jürgen Becker und Didi Jünnemann in der Frühstückspause auf WDR2 genial auf den Punkt gebracht. Deshalb heute mal nix von mir, sondern O-Ton der Herren Becker und Jünnemann:

„An den vielen blöden Vorschlägen aus Politik und Wirtschaftslobby [zur Bewältigung der Finanz- und Wirtschaftskrise] kann man seh´n, wat wir heute wirklich brauchen: Bildung!“

In diesem Sinne ...

Mittwoch, 3. Dezember 2008

Bildungsfinanzbericht 2008 - traurig, traurig ...

Gerade wurde der Bildungsfinanzbericht 2008 veröffentlicht. Ganz frisch und deshalb noch ohne Kommentar von selbstbeweihräuchernder Politikerseite, die sicher hervorheben wird, dass die Bildungsausgaben seit 2005 bundesweit deutlich anstiegen.

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Ja, stimmt schon. Von beschämend niedrigem Niveau stiegen die Ausgaben auf viel zu niedriges Niveau. Denn die wichtigere Zahl ist der Anteil der Bildungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) und dieser Anteil ist gesunken (vgl. S. 15). Das stellt nämlich in aller Deutlichkeit heraus, dass das deutsche Bildungsbudget klar hinter der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung zurückliegt.

Das ist aber für ein Land, das zunehmenden Fachkräftemangel erwartet, dass mangels anderer Rohstoffe vor allem auf sein ‚Humankapital’ (was für ein Wort) setzt und dass enorme politische Probleme kriegen wird, wenn der Lebensstandard, der in hohem Maße von der Bildung und Ausbildung seiner Bürgerinnen und Bürger abhängt, nennenswert sinkt, eine Entwicklung, die Politiker wohl „nicht hinnehmbar“ nennen würden - wenn nicht ein sehr großer in großen und kleineren Koalitionen versammelter Teil von ihnen an dieser Entwicklung aktiven Anteil hätte ...

Schade, dass dieser Befund auch wieder ohne Beachtung und Konsequenzen untergehen wird ...

Vielen Dank für die Geburtstagswünsche, ...

... die dieses Jahr in großer Zahl eintrafen. Ich habe mich sehr gefreut.

Ich bemühte mich gestern, mich bei allen lieben Menschen persönlich zu bedanken, aber teils kamen über Social Networks und andere Quellen ja auch Sammelglückwünsche. Euch allen vielen Dank dafür, dass Ihr an mich gedacht habt!!!

Also - 46 Jahre, aber unverdrossen und zuversichtlich geht es weiter. Ich blicke auf ein gutes Jahr mit einigen Erfolgen zurück - Ehrung durch Elffeast, 1. und 2. Preis beim Deutschen Phantastik Preis, ein tolles Buch zusammen mit Margaret Hiley, ein deutliches Umsatzwachstum meiner kleinen Firma. Ein paar Rückschläge und die eine oder andere kleine Enttäuschung hat es auch gegeben, aber das Positive überwiegt bei Weitem.

Letzteres vor allem, weil ich mich auf so viele liebe Menschen verlassen kann, die mir vielfältig verbunden sind. Teils auch Menschen, die ich nie im realen Leben getroffen habe, teils Menschen, die nach Jahren ohne jeden Vorbehalt an alte Freundschaften anknüpften und natürlich all jene treuen Wegbegleiter, mit denen ich zusammenarbeiten und -leben darf.

Vor allem aber geht natürlich der höchste Dank an meine Familie für ein wirklich gutes Jahr!

Bis bald!

Montag, 24. November 2008

Schulpolitik in NRW besinnt sich - gut!

Erst wollte ich ja voller bösartigen Lachens losbrüllen, als ich heute morgen las, dass die Regierung in NRW auf einmal dafür plädiert, Kinder schulisch doch nicht so unter Druck zu setzen und ihre Schullaufbahn mit „mehr Gelassenheit“ zu verfolgen. Aber jetzt freue ich mich doch, dass ein wenig Einsicht eingekehrt ist und lasse die Häme mal - weitgehend - außen vor.

Denn wer sagt denn da solche klugen Dinge? Die Regierung, die hier das Turbo-Abitur und eine allgemein dermaßen starke Straffung der Lehrpläne angeordnet hat, dass seitdem die Schulkinder in NRW einem außerordentlichen Lernstress ausgesetzt sind, der zu mittlerweile massiven Elternprotesten auch unserer leistungsbewussten Bevölkerungskreise führt. Und jetzt erkennen die gleichen Leute, dass ein ‚fit für den Arbeitsmarkt im Grundschulalter’ doch nicht der Bildungsweisheit letzter Schluss ist.

Gut - besser spät als nie! Und hoffentlich aus Überzeugung, und nicht nur weil in einem knappen Jahr Landtagswahlen sind. Verstehen Sie mich nicht falsch - ich bin schon davon überzeugt, dass Kindern viel lernen sollten und dass sie ein möglichst breites Wissensrüstzeug für ihr Leben brauchen. Aber ich weiß auch wie Lernen funktioniert. Lernen funktioniert gerade bei Kindern ganz hervorragend, wenn sie nur dazu angeregt werden, denn Kinder wollen prinzipiell immer alles wissen. Damit hören sie aber in dem Augenblick auf, wo ihnen das Lernen Angst macht.

Unlust und Unbehagen sind noch gar nicht die Punkte. Auch Kinder haben auf manche Dinge an manchen Tagen keinen Bock und wollen auch einmal die ‚mathematischen‘ Grundlagen des Dividierens und Multiplizierens nicht lernen. Aber sie kommen leicht darüber hinweg und lernen dann doch. Nur wenn sie Angst bekommen, dann machen sie zu. Genau wie wir Großen. Und Angst vor der nächsten Hausaufgabe oder Klassenarbeit entsteht genau dann, wenn sie unter Lernstress gesetzt werden durch beständige Prüfungen, die ungerechte Verteilung auf verschiedene Schulformen, den Primat eines wirtschaftskonformen Lebenslaufes im Alter von nicht einmal 15 Jahren usw.

Überhaupt: Anforderungen an einen ‚Lebenslauf’ als Teenager, aufgehängt an Betragens- und Schulnoten ... so erzieht man keine mündigen Bürgerinnen und Bürger. Also ist der NRW-Landesregierung nur beizupflichten, dass es wichtig ist, vieles an Druck aus der schulischen Ausbildung zu nehmen. Zuhause, in der Schule - aber auch im Ministerium, Frau Sommer.


Dienstag, 18. November 2008

PISA hat fertich, die Politik wird's freuen, denn ...

... die internationale Vergleichsuntersuchung der Bildungsarbeit von Schulen in über 40 Ländern zeigte zum dritten und letzten Mal, dass Bildung in Deutschland, wie in kaum einem anderen Land der Welt, extrem ungerecht vom sozialen Hintergrund der Familien abhängt, aus denen die Kinder kommen. Und das sieht auch in den ‚guten‘ Ländern Sachsen, Thüringen, Bayern nicht anders aus, auch wenn es derzeit im Jubel der einen Bundesländer und dem Wehklagen der anderen unterzugehen droht.

Grund also, sich einmal mit den Ergebnissen an der Quelle, der OECD, zu beschäftigen, statt dem aufgeregten Raunen der Blätter und Blogs zu lauschen, die jeweils im Eigeninteresse stehende Teilergebnisse aufzubauschen geneigt sind.

ruinen
Öffentliche Schule 2011?


Was eine Gesellschaft im Inneren am meisten zusammenhält oder auseinandertreibt, ist die Gerechtigkeit bzw. Ungerechtigkeit. (Lesen Sie mal (wieder) John Rawls, der ist aktueller denn je.) Dass es nicht gerade gerecht zugeht in unserer Gesellschaft - wenn etwa Milliardäre wie Adolf Merckle wie selbstverständlich Kompensation für verzockte Millionen vom Staat erwarten, normale Pleitiers aber in den Hartz-IV-Abgrund geworfen werden - ist ja bekannt genug und führt jetzt schon wieder zum Erstarken bedenklicher radikaler Kräfte auf beiden Seiten des politischen Spektrums.

Wenn es aber etwas gibt, das noch mehr Empörung auslöst als am eigenen Leib erlittene Ungerechtigkeit, dann ist es wohl Ungerechtigkeit den Kindern gegenüber. Umso besorgniserregender ist der jetzt dreifach von PISA untermauerte Beweis, dass die deutsche Bildungslandschaft vollkommen ungerecht ist, noch dazu in einem Maße, wie es anderswo schlicht nicht anzutreffen ist.

Und das ist jetzt nur der Gerechtigkeitsaspekt. Man muss ja bei PISA auch noch über hunderttausendfach bedrohte Lebenschancen junger Menschen reden; über eine alternde Gesellschaft, die ihren einzigen Rohstoff, menschliches Know how, vergeigt; über eine fragwürdige Prioritätensetzung bei den Staatsausgaben; über den Bildungsföderalismus (ein besonders grausames Stück über lokalpolitische Eitelkeiten) undsoweiterundsofort ...

Ich bin ja dafür, in drei Jahren nochmals nachzubohren und in sechsen, in neunen, in ...


Freitag, 14. November 2008

CDU-Dominanz in den Ländern führt zu Bildungspolitik per Wegschauen

Da überlegen die Kultusminister unserer 16 Bundesländer also in seltener Eintracht, die Hauptschulen aus den Leistungsvergleichsmessungen herauszunehmen oder nach eigenen - niedrigen - Standards zu bewerten. Da zeigt sich, wozu die Dominanz der CDU-Landesregierungen bundesweit gut ist, denn Widerstand regt sich nur in ein paar nicht CDU-(mit)regierten Enklaven.

wurm_drin


Der Bildungspolitik, die nach PISA, TIMSS, IGLU usw. auf Erfolge dringend angewiesen ist, wird dies Vorgehen gut zu Gesicht stehen. Sie, liebe Leserinnen und Leser, werden sehen: Auf einmal steht Deutschland viel besser da! Denn dann verschandeln die Ergebnisse der Hauptschulen erstens nicht mehr die Statistik und zweitens werden die Entscheidungsträger und die Öffentlichkeit auch nicht mehr so impertinent darauf hingewiesen, dass die Bildungspolitik bei dieser Schulform permanent versagt.

Naheliegend wäre ja eigentlich, das mehrgliedrige Schulsystem abzuschaffen - international sind schließlich auch all die Länder erfolgreich, die kein Splitting in verschiedene Schulformen durchführen - und binnendifferenzierende Schulen einzuführen. Aber diese heilige deutsche Kuh werde ich zu Lebzeiten wohl nicht mehr geschlachtet sehen, also bleibt es bei Gymnasium, irgendwelchen Mittelschulformen und der Hauptschule. Einer Hauptschule, die ja auch nicht mehr als defizitär auffällt, wenn sie nicht normal mitgetestet wird, sondern ‚eigene‘ und ‚angepasste‘ Standards erfüllt.

Wenn man schon eine Institution garantieren möchte, die alle Bildungsverlierer zuverlässig sammelt und stigmatisiert (Stigmatisiert? Ja, sicher, versuchen Sie mal mit einem Hauptschulabschluss, egal wie gut, eine Lehrstelle zu bekommen.), so dass sie auf dem normalen Arbeitsmarkt nicht durch ungehörige Teilhabe auffallen, so gelingt das auf diesem Wege mit ziemlicher Sicherheit. Interessierte konservative politische Kreise können sich so auch ihr Weltbild bewahren: Das Bild einer Welt, in der die Schmuddelkinder - frei nach Franz-Josef Degenhardt - keine Möglichkeit haben, mit den Kindern in der Oberstadt zu spielen und dadurch irgendwelchen Schmuddel zu übertragen. So hat dann alles seine Ordnung und ist so ungerecht wie es die Welt halt nun einmal ist. Gottgewollt, sozusagen ...

Dass man sich darüber erbost, wie es die Kommentatorin der WAZ zu Recht tut, zeugt nur von unzeitgemäßer Sozialromantik, oder?


Mittwoch, 12. November 2008

Tolkien-Seminar der DTG im April 2009

Das Programm des Tolkien-Seminars 2009 zum Thema Krieg und Gewalt bei Tolkien, an dessen Organisation ich beteiligt bin, steht jetzt fest. Ich freue mich, Sie so frühzeitig wie möglich über die Veranstaltung an der Leibniz Universität Hannover hinweisen zu können.

6. DTG Tolkienseminar
Leibniz Universität Hannover
24.-26. April 2009
(vorläufige Fassung)
Mit freundlicher Unterstützung durch
Walking Tree Publishers
http://www.tolkiengesellschaft.de,
http://www.walking-tree.org

Freitag / Friday 24 April 09
Hörsaal 1503.003, Erdgeschoss Conti-Gebäude / Lecture Theatre 1503.003, Ground Floor of Conti Building (Königsworther Platz 1)
15.00-15.30 Eröffnung; Grusswort des Dekans / Opening Ceremony; Address by the Dean
15.30-16.15 Frank Weinreich, Gewaltdarstellung in Der Herr der Ringe – eine Inhaltsanalyse
16.15-17.00 Annie Birks, Perspectives on the Concept of Just War in Tolkien’s Works
17.00-17.45 Thomas Fornet-Ponse, Gibt es Macht ohne Gewalt?
19.00-21.00 Abendessen – Ort wird bekanntgegeben / Dinner – location will be announced

Samstag / Saturday 25 April 09
Hörsaal 1503.003, wie oben / Lecture Theatre 1503.003, as above
9.00-09.45 Heidi Krüger, Gerechte Kriege bei Tolkien und in der Fantasy? Eine literarische Analyse der Autorenabsichten
9.45-10.30 Friedhelm Schneidewind, Gewalt und Gewaltdarstellung bei Tolkien im Vergleich mit zeitgenössischen Gewalt- und Aggressionstheorien
10.30-11.00 Pause Raum 1503.703 (7. Stock Conti-Gebäude)/ Break Room 1503.703 (7th Floor, Conti Building)
11.00-11.45 Julian Eilmann, Der Sängerkrieg: Gesang und Gewalt in Tolkiens Mittelerde
11.45-12.30 Patrick Brückner, Gewalt generiert immer auch Herrschaft – Höfische Akteure und Heroische Gewalt in Tolkiens Farmer Giles of Ham

12.30-14.00 Mittagessen / Lunch – Mensa „Contine“, Königsworther Platz

14.00-14.45 Michaël Devaux, Dagor Dagorath and Apocalypse
14.45-15.30 Anna Slack, Clean Earth to Till: A Tolkienian Vision of War
15.30-16.00 Pause Raum 1503.703, wie oben / Break Room 1503.703, as above
16.00-16.45 Judith Klinger,The Legacy of Swords: Animate Weapons and the Ambivalence of Heroic Violence
16.45-17.30 Martin Sternberg, Sprache und Gewalt – die Orks, die Ents und Tom Bombadil

19.00 Gemeinsames Dinner der Vortragenden und interessierten Zuhörer – Ort wird bekanntgegeben – Voranmeldung notwendig! / Dinner for speakers and interested participants – location will be announced – prior registration required

Sonntag / Sunday 26 April 09
Hörsaal 1503.003, wie oben / Lecture Theatre 1503.003, as above
09.00-09.45 Eduardo Segura & Martin Simonson, Tolkien as War Poet
09.45-10.30 Guglielmo Spirito, The Legends of the Trojan War and J.R.R. Tolkien
10.30-11.00 Pause Raum 1503.703, wie oben / Break Room 1503.703, as above
11.00-11.45 Petra Zimmermann, „contraria contrariis curantur“ – Krankheitsheilung als Kampf in Tolkiens The Lord of the Rings
11.45-12.30 Christian Weichmann, „In den kommenden Tagen werden wir alle höflichen Leute brauchen“ – Höflichkeit und Konfliktvermeidung im Werk Tolkiens
12.30-13.00 Schlussdiskussion und Verabschiedung / Final Discussion and Farewells

Jeder ist herzlich willkommen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Eine Tagungsgebühr wird nicht erhoben. Everyone is welcome to attend. Registration is not required. There is no conference fee.


Donnerstag, 6. November 2008

Lesungen in Köln

Falls Sie am kommenden Wochenende in Köln oder Umgebung sind, so möchte ich Sie einladen, den Tolkien-Tag in der »Offenen Tür« St. Anna, Schadowstraße 47, in Köln-Ehrenfeld zu besuchen, der dort am Samstag und Sonntag abgehalten wird.

Das Programm ist wie immer schön bunt um die Themen MIttelerde und Tolkien und bietet, Vorträge, Spiele, Workshops und Verköstigung aus der Hobbitküche. Das alles zu sehr moderaten Preisen. Nähere Informationen finden Sie hier.

Ich werde am Samstag dort sein und um 14.00 Uhr über „Wie man mit Worten eine Welt erschafft - Aspekte der Entstehung Mittelerdes“ sprechen und um 16.30 Uhr noch auf „Fantasy - Was ist das und was soll das?“ eingehen.

Mittwoch, 5. November 2008

Eine gute Wahl!

Barack Obama also - ein gute Wahl!

Ich werde gleich meinen Sohn in den Kindergarten bringen und, nein, dann werden die Bäume nicht über Nacht neu ergrünt sein und die herbstlichen Beete werden nicht in frühlingshafter Blumenpracht erstrahlen. Aber es war eine gute Nacht, mit einem Wahlergebnis, das der ganzen Welt gut tun wird.

Und auch in den USA wird nun kein „winter of love“ anbrechen. Die Amerikaner werden weiterhin vornehmlich ihren meist zu adipösen Bauchnabel betrachten, sie werden weiterhin die Umwelt über die Maßen belasten, ihre unzähligen, unnützen Waffen nicht weglegen und weiterhin werden sie selbst für sie das Maß aller Dinge sein. Es bleiben eben die guten/schlechten alten USA.

Aber diese Wahl wird den Menschen Hoffnung geben. Es ist eine banale Aussage gewesen, dieses „Yes, we can“, aber der Mann, der sie traf und die Menschen, die nur zu begierig darauf setzen, dass „wir es können“, die drücken damit eine sehr starke Emotion und einen Glauben aus, der sich wirklich in positivem Aufbruch entladen könnte.

Und wenn die Amerikaner nur aufhören, den Bremser in wirtschaftlichen, ökologischen und diplomatischen Entwicklungen zu spielen, dann ist schon viel gewonnen. Wenn diese im Kern starke und optimistische Nation auch noch zum Motor guter Entwicklungen wird, dann können wir wirklich weltweit etwas verbessern. Die Türen wurden in dieser Nacht weit aufgestoßen - God bless America ...




Dienstag, 4. November 2008

Der Fluch der bösen Tat in Hessen ...

... kommt und ist gerechtfertigt.

Lassen Sie mich zuerst klarstellen:
1. Natürlich gehört Roland Koch als Ministerpräsident Hessens abgewählt. Der Mann ist mit Ausländerhetze und schwarzen Geldern an die Macht gekommen und konnte sich nur durch das Bauernopfer Manfred Kanthers vor einer Verurteilung bewahren. Zudem ist seine einseitig wirtschaftsfreundliche Politik unangemessen. Auf jeden Fall ist er keinesfalls integer, als leitender Politiker ungeeignet und seine Politik lässt vieles zu wünschen übrig, dass SPD und Grüne wahrscheinlich besser machen würden.
2. Natürlich ist das Verhalten von Jürgen Walter, Carmen Everts und Silke Tesch unentschuldbar. Hätten die drei wirklich derartige Gewissensprobleme gegenüber einer Tolerierung durch die Linken, hätten sie das sofort sagen müssen und sofort die Konsequenzen klarmachen müssen, dass sie Frau Ypsilanti eben nicht mit den Linken wählen werden. So wie Dagmar Metzger es getan hat, die allen Respekt verdient und deshalb - anders als die mal wieder reichlich verantwortungslose Presse dies tut - auf keinen Fall mit den drei anderen Taktierern in einen Topf geworfen werden sollte. Dann wäre dies Thema auch schon Anfang des Jahres abgeschlossen gewesen.
3. Und sicher ist es ein wahres Trauerspiel für die SPD, das sich aus den jüngsten Ereignissen ergibt. Es ist schade, dass sie nun gegen die CDU chancenlos ist, es ist schade für die Bundes-SPD, die weiter in den Zustimmungswerten absinken wird, es ist schade für die Grünen, die völlig zu Unrecht heute weit außerhalb der öffentlichen Aufmerksamkeit und Zustimmung stehen, und es ist schade für die Demokratie, die erstens im Allgemeinen einmal mehr als Schacherveranstaltung wahrgenommen wird und zweitens im Besonderen an dem Ansehensverlust einer einst starken Volkspartei leiden wird.

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Aber von diesen Katastrophen mal ganz abgesehen, erfüllt es mich mit Befriedigung, zu sehen, dass eine böse politische Tat auch heute noch Konsequenzen hat. Ich meine natürlich die glatte Lüge von Frau Ypsilanti, nach der Wahl nicht mit den Linken zusammenarbeiten zu wollen. Nein, liebe Frau Machtpolitikerin, das sind keine Sachzwänge, das war ein Wortbruch, das war eine Lüge und es ist ganz, ganz wichtig für die Gesellschaft, dass die Dame mit dieser Lüge nicht durchkommt, sondern schön öffentlichkeitswirksam scheitert.

Einiges am menschlichen Zusammenleben ist ganz einfach. Zum Beispiel die Tatsache, dass soziales Leben und die Gemeinschaft des Vertrauens bedürfen. Ein Wort muss ein Wort bleiben, sonst zerfällt die Grundlage menschlichen Zusammenlebens, das in einem Klima des Misstrauens nicht gedeihen kann. Nicht umsonst gehört das Lügenverbot zu den zehn Geboten. In diesem Sinne ist es wichtig, wenn ein Versuch von Politikern (oder anderer bekannter Persönlichkeiten), mit einer Lüge durchzukommen, spektakulär scheitert. Allzu oft hat die Tat ja leider keine Konsequenzen.

Schade, dass Herr Koch den armen Hessen jetzt für lange Zeit erhalten bleibt, aber besser so, als dass die bessere Sache mit einer Lüge an die Macht kommt.




Freitag, 31. Oktober 2008

Halloween und die Phantastik ...

... das sind zwei Themen, die ziemlich viel miteinander zu tun haben. Beide kommen heute oftmals recht krawallig daher und verfügen doch über tiefe Wurzeln der Bedeutung, die drohen, ein wenig in Vergessenheit zu geraten.

Zu Halloween gedachten wir früher einmal (als es noch als Allerheiligen bekannt war) der Heiligen. Wenn man bis zurück auf die Kelten und deren Fest Samhain geht, auch der Toten allgemein. In dieser Nacht waren sich Welt und Jenseits nach dem Glauben der Menschen sehr nahe. Auch die Phantastik zieht uns hinüber, verweist auf das Jenseitige und die Metaphysik und erzählt uns damit doch so viel über uns selbst - Fantasy berichtet von Macht, der Horror von Ohnmacht und die Science Fiction zwar nicht über das jenseitige, sondern über das Machbare und die Technologie, aber doch über das was wir echten Menschen wollen und sollen und besser meiden.

Darüber habe ich mir in einem kleinen Blog-Beitrag für die Phantastik-Couch Gedanken gemacht und würde mich freuen, wenn Sie sich für ein paar Minuten auf die Couch setzten, den Artikel läsen und ihn vielleicht dort oder hier kommentierten. Das Blog der Phantastik-Couch finden Sie hier.

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Genießen Sie den November. Ich mag ihn ja nicht, diesen Monat, aber damit tue ich ihm Unrecht, denn er ist nötig im Jahres- und Lebenslauf. Also Kopf hoch, vergessen Sie die am Stängel faulende Rose da oben und machen Sie nicht meine Fehler nach ...



Sonntag, 19. Oktober 2008

1. und 2. Platz beim Deutschen Phantastik Preis

Die Ergebnisse der Wahl zum Deutschen Phantastik Preis 2008 wurden gestern auf dem Buchmessecon in Dreieich bekanntgegeben.

Demnach habe ich in der Kategorie Bestes Sekundärwerk als Herausgeber mit Thomas Fornet-Ponse, Marcel Bülles, Thomas Honegger, Rainer Nagel und Alexandra Velten für HIther Shore, Band 3 nach 2006 den Preis zum zweiten Mal gewonnen. Mein allein verfasstes Buch „Fantasy. Einführung“ landete auf dem zweiten Platz.

Andersrum wäre es mir - ehrlicherweise - schon lieber gewesen, aber ich bin erstens sehr froh, dass unsere gute Arbeit bei Hither Shore schon zum zweiten Mal eine derartig großartige Belohnung durch das Publikum gewonnen hat. Und ich bin auch stolz auf den zweiten Platz für das Fantasybuch.

Vielen Dank allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern!

Und hier die gesamte Liste aller Preisträgerinnen und Preisträger:

Bester deutschsprachiger Roman

1) Cornelia Funke: Tintentod (Dressler)
2) Stephan R. Bellem: Tharador (Otherworld)
3) Christoph Hardebusch: Die Schlacht der Trolle (Heyne)
4) Bernhard Hennen: Die Ordensburg (Heyne)
5) Tobias Radloff: Satinavs Auge (FanPro)
6) Thomas Finn: Die letzte Flamme (Ravensburger)
7) Susanne Gerdom: Elbenzorn (Piper)


Bestes deutschprachiges Romandebüt

1) Oliver Plaschka: Fairwater oder Die Spiegel des Herrn Bartholomew (Feder
& Schwert)
2) Dave T. Morgan: Der Schrei des Feuervogels (Arcanum Fantasy)
3) Carolina Möbis: Duo Infernale (FanPro)
4) Frank Schweizer: Grendl (Otherworld)
5) Steffen T. Franz: Der Tag der Schwarzen Sonne (Asaro)


Bester internationaler Roman

1) Joanne K. Rowling: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes (Carlsen)
2) Terry Pratchett: Schöne Scheine (Goldmann)
3) J. R. R. Tolkien: Die Kinder Húrins (Klett-Cotta)
4) John Norman: Gor 1: Der Krieger (Basilisk)
5( Daniel Abraham: Sommer der Zwietracht (Blanvalet)
6) Owl Goingback: Crota (Otherworld)


Beste deutschsprachige Kurzgeschichte

1) Jörg Olbrich: Herz aus Stein (aus Die Formel des Lebens,Wurdack)
2) Robert Heracles: Licht und Schatten (Flammende Seelen, Arcanum-Fantasy)
3) Bernd Rümmelein: Des Kriegers Herz (aus Flammende Seelen,
Arcanum-Fantasy)
4) Christiane Gref & Helmut Marischka: Blut & Magie (aus Augenblicke der
Ewigkeit 1: Vampirgeschichten, Edition Leser)
5) Carsten Steenbergen: Schmuck und Rache (aus Terracom 103)


Beste Original-Anthologie/Kurzgeschichten-Sammlung

1) Petra Hartmann (Hrsg.): Drachenstarker Feenzauber (Wurdack)
2) Autorengruppe Drachenkinder: Hauch der Finsternis (vss, Ebook)
3) Die Geschichtenweber [Hg]: Pandaimonion VIII - Die Formel des Lebens
(Wurdack)
4) Jens Salzmann (Hrsg.): Flammende Seelen (Arcanum-Fantasy)
5) Michael Bermine: Beelzebubs Brut (BoD)


Beste Serie

1) Perry Rhodan (VPM)
2) Die Pferdelords (Mira)
3) Rettungskreuzer Ikarus (Atlantis)
4) Saramee (Atlantis)
5) Maddrax (Bastei)


Bester Grafiker

1) Mia Steingräber
2) Chris Schlicht
3) Timo Kümmel
4) Jan Balaz
5) Mark Freier


Bestes Sekundärwerk

1) Thomas Fornet-Ponse, Marcel Bülles, Thomas Honegger, Rainer Nagel, Alexandra Velten, Frank Weinreich [Hg]: Hither Shore 3. Die History of Middle-earth - Entstehung und
Hintergründe einer Mythologie (Scriptorium Oxoniae)
2) Frank Weinreich: Fantasy - Einführung (Oldib oD)
3) Earth Rocks (Magazin, Verein zur Förderung phantastischer Literatur)
3) Phase X (Magazin, Atlantis)
5) Johannes Rüster: All-Macht und Raum-Zeit (Lit)
5) Simon Spiegel: Die Konstitution des Wunderbaren (Schüren)


Bestes Hörbuch/Hörspiel

1) Mark Brandis: Abenteuer in der Welt von Morgen 1: Bordbuch Delta VII
(Steinbach)
2) Masters of the Universe 2: Das Grauen aus der Tiefe (hearoic)
3) Ascan von Bargen: Requiem 1 - Nacht des Schreckens (Maritim)


Beste Internet-Seite

1)
outlinkwww.tabletopwelt.de
2)
outlinkwww.bibliotheka-phantastika.de
2)
outlinkwww.elbenwald.de
4)
outlinkwww.zwergenreich.at
5)
outlinkwww.fantasyguide.de
6)
outlinkwww.stephen-king.de
7)
outlinkwww.carsten-steenbergen.de
8)
outlinkwww.tamar.net


Freitag, 17. Oktober 2008

Sorgen ums Buch 2 (immer noch: Nee!)

Und wieder berichtet die WAZ über E-Books, diesmal eine Meinung von Frau Gudrun Norbisrath, die ich wegen ihrer klugen Kommentare und Berichte sehr schätze. Schön, dass Frau Norbisrath, im Gegensatz zu Herrn Potthoff vorgestern nicht gleich den Untergang des Abendlandes befürchtet, sondern sogar Chancen in der E-Book-Nutzung sieht. Trotzdem suggeriert auch dieser Artikel, dass E-Books etwas anderes vermittelten als gedruckte Bücher. Denn genau das bedeutet der Verweis auf McLuhan und die Aussage, dass es nicht egal sei, welches Medium "kluge Inhalte vermittelt."

Das ist aber doch egal, zumindest solange die Inhalte eins zu eins vermittelt werden. Also ist es auch egal, ob ich ein E-Book oder ein Buch lese.

Ich liebe Bücher und besitze ziemlich viele. Ich ziehe Bücher E-Books vor. Ich blättere lieber, als Knöpfe zu bedienen. Und ich finde meterlange Regalbretter mit Büchern unheimlich schön. Und ich mag auch das heillose Durcheinander auf meinen Regalen viel lieber als CD-ROM-Stapel:

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Manchmal gestalten sich Recherchen schwierig. Wo war noch mal der neue Shippey?


Aber ich kann mit E-Books eben doch genauso gut arbeiten wie mit normalen Büchern. Und wenn der Zugang zu Informationen und Literatur beschleunigt oder erleichtert wird, wie auch Frau Norbisrath vermutet, - gut!

Denn McLuhan hat nichts bei der Betrachtung des Kindle zu suchen (ganz davon ab, dass auch seine „Magischen Kanäle“ nicht der Medienweisheit allerletzter Schluss sind - googeln sie mal „mcluhan“ und „kritik“ ). Worum es bei dem Zitat "Das Medium ist die Aussage" geht, ist, dass jedes Medium durch seine Spezifika eine andere Wirkung erzielt. Tolkiens "Der Herr der Ringe" (HdR) wirkt als Buch anders als als Film oder Hörbuch, oder? Das ist sicherlich richtig, denn beides ist nicht mehr das Buch, sondern seine Interpretation durch Regisseure, Sprecher, Schauspieler usw. Aber der HdR wirkt als Buch nahezu genauso wie als E-Book.

Schauen Sie doch einmal Fotos eines Kindle an. Weiße Seiten, schwarze Buchstaben. Keine Bilder, kein Ton, keine Filme. Das Medium Buch ist in der Zugangsweise gleich dem Medium E-Book. Es ist egal, ob der Text des HdR im E-Book oder im Buch steht. (Ich weiß, dass der Kindle eine „geheime“ Zusatzfunktion hat, Bilder darzustellen - so what?, im Buch stehen keine.)

Man muss, zumindest als Leser, der Entwicklung nicht "offensiv" begegnen. Gelassenheit reicht völlig aus.

Etwas anderes ist das bei den Autoren. Die müssen vor der unbezahlten Verbreitung ihrer Werke geschützt werden. Aber nicht unbedingt vor Folgen einer Buchpreissenkung für E-Books. Die Verlage sparen schließlich auch enorm durch digitale Veröffentlichungen, was die Produktion von Büchern angeht. Es sollte also ein Leichtes sein, die bisherige 5 - 10 %-ige Entlohnung von Autoren auf 10 - 20 % zu erhöhen und so niedrigere Verkaufspreise von E-Books auszugleichen.

Ich glaube, die Kulturpessimisten, die gegen die Medien-Evolution zu Felde ziehen, haben vor allem ein ästhetisches Problem (und evtl. keine Lust, neue Kulturtechniken zu erlernen). Hey, das ist Euer Problem! Ich sehe sehr viel mehr Chancen als Probleme. Ein Beispiel nur: Schulbücher!

Wie viele Eltern haben Probleme, Lehrmaterialien zu finanzieren? An wie vielen Schulen wird mit Büchern von anno tuck gelehrt? Jetzt stellen Sie sich mal ein stabiles E-Book-Lesegerät vor. Das wird halbjährlich vom Schulserver aus mit den neuen Büchern und Arbeitsblättern gefüttert - und fertig. Und weil man mit dem Ding auch nicht daddeln und Filme gucken kann, wird es auch kaum einen Grund geben, das Ding zu rauben (was ein echtes Problem mit Schülerlaptops ist).

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Mittwoch, 15. Oktober 2008

Sorgen ums Buch? Nee!

Rolf Potthoff kommentiert heute auf Seite 1 in der WAZ die Diskussion um das E-Book, also die digitalen Bücher und ihre Lesegeräte. Die Diskussion um das E-Book beherrsche die Buchmesse, so Potthoff, und man „flüstere“, dass es die Zukunft des Lesens sei. Das aber sei doch ein entsetzlicher Verlust, denn Lesen sei „eine sinnliche Lust“, die vor dem Kunststoffgehäuse eines Lesegerätes nicht aufkommen könne. Bücher seien zudem Teil der persönlichen Geschichte und, ach, wie schlimm sei es doch, wenn man keines mehr schenkte oder geschenkt bekäme, mit Widmung vom besten Freund oder an die Liebste.

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Wäre ein Siegeszug des E-Books aber wirklich so ein großer Kulturbruch? Was macht denn ein Buch aus? Auch ich liebe die gute Aufmachung eines Buches, gebunden natürlich, Fadenheftung, möglichst mit Lesebändchen und vielleicht auch Goldschnitt (obwohl ... der muss nicht sein). Dann der Geruch! Besonders, wenn es nicht gerade frisch aus der Druckerei kommt, sondern schon so manches Jährchen auf dem Buckel hat. Aufschlagen, umblättern und zu lesen beginnen ... „Die Lebenserinnerungen Dieter Bohlens“ - würg!

Sie sehen, was ich meine? Es sind die Worte, die in den Büchern stehen. Die Geschichten, die Meinungen, die Fakten, die Ansichten, die Poesie und ihre Ästhetik. Die werden zwar wunderbar eingerahmt von einem liebevoll hergestellten Buch, aber essentiell ist dieses Drumherum nicht. Ich kann Novalis auch auf dem Kindle genießen und Lovecraft wird mir auch dort angsteinflößend den Rücken hinaufkriechen. Sofern die Technik stimmt, natürlich. Lesen auf meinem PDA ist eine rechte Zumutung mit dem hellen, viel zu kleinen Bildschirm und der hakeligen Bedienung. Aber der Kindle beispielsweise soll ja wie Papier aussehen und ohne Hintergrundbeleuchtung auskommen. Das reicht mir.

Vor die Wahl gestellt, werde ich Novalis und Lovecraft auch weiterhin als Buch lesen. Aber Fachbücher? Wenn ich nur dran denke, wie einfach ich im E-Book kommentieren, verschlagworten und vor allem suchen könnte. Haben Sie schon einmal einen Aufsatz geschrieben, in dem ein Zitat genau passen würde, das aus einem Buch stammt, das Sie vor Jahren gelesen haben? Mir passiert das dauernd und ich suche mich dumm und dusselig, obwohl ich seit Jahren alle meine Bücher mit Anmerkungen vollkritzele und kleine Indizes auf den ersten oder letzten Seiten von Hand anlege. Welch eine Wonne, ein digitales Dokument von der Suchfunktion durchsuchen zu lassen ...

Wird dann das E-Book das ‚echte’ Buch irgendwann verdrängen? Das mag wohl sein, und Sie können mir glauben, dass ich das sehr (!) bedauern würde. Aber ich werde es nicht mehr erleben. Auf Jahrzehnte hinaus wird es gedruckte Bücher auch aller möglichen Neuerscheinungen geben. Sie können als Bücherfreund also ganz getrost weiterhin alle E-Book-Fans bemitleiden. Ihre Kinder und Enkel allerdings ...

Mein Sohn etwa mag durchaus erleben, dass gedruckte Bücher zur Ausnahmepublikationsform werden. Und er wird es wohl auch bedauern, da er bei uns zuhause mit vielen Büchern aufwächst. Aber er wird auch gelernt haben, E-Books als vollkommen alltägliches Handwerkszeug und Lektüremittel zu handhaben. Genauso wie die E-Zeitung, die, ganz wie bei Harry Potter, kleine Filmchen statt Fotografien abbilden wird.

Und die heutigen und kommenden Kinder werden auch gelernt haben, die neuen Kulturtechniken ebenso typisch menschlich anzuwenden wie die alten. Nein, Herr Potthoff, Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, dass die Widmung an den Freund oder die Geliebte verloren geht. Sie wird nur anders aussehen. Wie? Keine Ahnung! Aber mit Emoticons, Smileys, Lautschriften, Neologismen, ASCII-Art und anderen Dingen gelingt es den heute per Computer und Netzwerken Kommunizierenden gut, das parfümierte Briefpapier von einst zu ersetzen. Man schreibt Liebesbriefe anders, aber man schreibt sie immer noch und wird damit auch nie aufhören.

Wenn dann das Buch einmal ersetzt werden sollte und nichts mehr gedruckt wird, so ist die Zeit halt über die Printtechnik hinweggegangen. Schade, aber nicht wirklich schlimm. Und die, die das erleben, werden diesen Verlust auch nicht so empfinden wie wir, denn sie sind unter ganz anderen Medienbedingungen groß geworden. Wichtig ist, dass die Inhalte erhalten bleiben, dass niemals Platon, Aristoteles, Augustin, Dante, Shakespeare und all die anderen ebenso wie die Gedanken von heute; dass all dies niemals vergessen wird. Ist mir doch egal, ob es in Stein gehauen, auf Papyrus gemalt, auf Papier gedruckt oder auf Festplatten vorliegt - Hauptsache es ist zugänglich.

Nachtrag:
Gerade macht mich Friedhelm Schneidewind netterweise auf einen guten Beitrag von Dennis Scheck im Deutschlandradio aufmerksam, der erstens erklärt was der Kindle ist und kann und zweitens die Untergangsängste des Abendlandes angesichts des digitalen Lesens auch eindrucksvoll relativiert: bitte sehr.




Donnerstag, 9. Oktober 2008

Grüne Formel 1?

Ich trank gerade meinen Nachmittagskaffee und las bei dieser Gelegenheit in unserem Käseblättchen, dass die Formel 1 bei ihrem nächsten Rennen mit Reifen auffahren wird, die von grünen Streifen verziert sein werden. Das soll symbolisch auf das gewachsene ökologische Bewusstsein des Rennzirkus hinweisen ... Ich schmeiß mich gleich weg ...

Ich finde, wenn die Formel 1 ökologisches Bewusstsein zeigen möchte, sollte sie die Jungs in Tretautos fahren lassen ...

In diesem Sinne, vroooaaammm ...


Neue Aufsätze auf polyoinos

Ab sofort stehen zwei neue Aufsätze im Bereich Phantastik zur Verfügung. Es sind Verschriftlichungen der Vorträge, die ich auf der RingCon 2008 gehalten habe.

„Von Babylon nach Hogwarts“ ist eine Darstellung und Bewertung der wichtigsten Eckpunkte der Geschichte der Fantasy.

„Elfenwelten - die schönere Realität?“ stellt Überlegungen zur Metaphysik und dem Realitätsgehalt von Fantasywelten, bzw. Kunst und LIteratur insgesamt an. Im MIttelpunkt steht Tolkiens Gedicht Mythopoeia, wie auch in den beiden anderen Aufsätzen über das Gedicht, die auf diesen Seiten zu finden sind. Der Aufsatz schlägt aber einen weiteren Bogen in die Metaphysik als die beiden Interpretationen des Gedichtes.

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Sonntag, 5. Oktober 2008

RingCon leider zu Ende, Horrorgeschichte online

Meine siebte RingCon ist zu Ende - schade! Denn dieses Mal war es besonders schön und vor allem sehr herzlich. Wo man ging oder stand wurde man freundlich angelächelt, nett begrüßt, teilweise auch von Un- und kaum Bekannten einfach spontan gedrückt. Das ist schon ein tolles Community-Feeling, das zudem nicht selbstverständlich ist, denn eigentlich ist die RingCon ja eine Show der Filmstars.

Aber wir, die sogenannten ‚Intellectuals’, gehören einfach dazu, und es gelingt uns auch schon so manches Mal, einen Saal mit zwei- oder dreihundert Leuten zu füllen, die einem dann eine Stunde lang zuhören und mitdiskutieren. Da stehen wir hinter den Stars nicht zurück. Das ist schon ein schöner Erfolg, der die RingCon von vielen anderen Fan-Conventions unterscheidet.

Aber wir haben ja ab und an auch etwas zur Unterhaltung beizutragen. Dieses Jahr beispielsweise Marcel Bülles und Martin Sternberg mit exzellenten Spaßvorträgen. Oder die Edition Stein und Baum, vertreten durch Friedhelm Schneidewind und mich, vor allem aber durch unsere Autoren Andreas Hippert, Monique Thom, Astrid Paul, Andrea Danks und Betty Finke sowie mit musikalischer Unterstützung von Susanne Spaeinghaus-Monschau. Wir haben die neue Anthologie „Von den Kleinen Leuten vorgestellt“.

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Logo Stein und Baum


Da als nächstes Kurzgeschichtenprojekt eine Anthologie zum Thema Horror folgen wird, habe ich für die Buchvorstellung als Teaser schon einmal eine böse kleine Geschichte geschrieben, die ich Ihnen natürlich auch nicht vorenthalten möchte. Wenn Sie bitte diesem Link folgen wollen. Und keine Angst, es wird kaum weh tun ...

btw: Die Texte meiner beiden Vorträge stelle ich in den nächsten zwei, drei Tagen online - an denen muss ich noch ein paar Kleinigkeiten ändern.


Mittwoch, 1. Oktober 2008

Google 2001

Na, das ist doch mal ein netter Gag von Google. Anlässlich des 10jährigen Jubiläums des Suchmaschinengiganten haben die Herrschaften den ältesten noch rekonstruierbaren Index wieder ins Netz gestellt: Google im Jahr 2001.

Gibt man beispielsweise „Harry Potter“ ein, so finden sich gut 840.000 Treffer. Macht man das beim aktuellen Google sind es mehr als 98 MIllionen. Den gut 7 Millionen Einträgen von „Stephenie Meyer“ heute (Sie wissen schon, die Vampirromantikerin, die jüngst so erfolgreich ist) steht genau einer aus dem Jahr 2001 gegenüber. Oder mal Politik: „Angelaa Merkel damals = 26.300 Einträge; heute über 8 Millionen.

Das macht Spaß, ich spiele noch ein bisschen weiter, ciao

Sonntag, 28. September 2008

11.10. Berlin: Demo gegen Überwachungswahn

Am 11.10. findet in Berlin, am Alexanderplatz, die große Demo „Freiheit statt Angst 2008“ statt. Der Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung schreibt:

Bürgerrechtlerinnen und Bürgerrechtler rufen bundesweit zur Teilnahme an einer Demonstration gegen die ausufernde Überwachung durch Wirtschaft und Staat auf. Am Samstag, den 11. Oktober 2008 werden besorgte Bürgerinnen und Bürger in Berlin unter dem Motto "Freiheit statt Angst - Stoppt den Überwachungswahn!" auf die Straße gehen. Treffpunkt ist der Alexanderplatz um 14.00 Uhr.

Berlin ist zu weit weg? Die Anfahrt zu teuer? Der Verein zur Förderung des bewegten und unbewegten Datenverkehrs (FoeBud e. V.) organisiert deutschlandweit die Anfahrt mit „Bus und Bahn gegen Überwachungswahn“: https://shop.foebud.org/index.php?cName=akvorrat--demobus-c-36_42.

Was Sie das angeht? Vielleicht werfen Sie einen Blick in diesen Grundsatzartikel zum Datenschutz, besonders in den Abschnitt „Daten von Staats wegen“. Es ist einfach so, dass eine Demokratie darauf angewiesen ist, dass die Bürger auf ihre Freiheitsrechte selbst achten müssen, da staatliche Interessen der individuellen Freiheit allzu oft entgegenstehen. Wenn Sie Ihre Rechte nicht selbst verteidigen, steht es also in Frage, ob es jemand anders für Sie tun wird.

Außer natürlich den Bürgerrechtlern, die dies ehrenamtlich tun. Die können aber ohne Ihre Unterstützung mittel- bis langfristig gar nichts erreichen. Engagieren Sie sich, damit das Licht nicht ausgeht!

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Mittwoch, 24. September 2008

Weltuntergang weiter verschoben

Nachdem der Weltuntergang durch Inbetriebnahme des Teilchenbeschleunigers am CERN nicht stattgefunden hat, konzentrierten sich die Befürchtungen ja darauf, dass Armageddon nur ausblieb, weil das Ding noch nicht volle Leistung fahre, dass es aber bald soweit sein müsse.

Jetzt meldet Heise online gerade, dass der LHC bis Frühjahr 2009 aus bleibt. Also, genießt die Zeit ... obwohl ... ich habe gehört, dass sich in Wirklichkeit die Wurmlochpropheten im Beschleuniger manifestiert hätten und die Erde gewaltsam ...

Montag, 22. September 2008

Vielen Dank, liebe Kölner!

Da machen sich also Faschos aus ganz Europa auf, um unter dem Deckmantel der Sorge vor dem Islam Stimmung für ihre schwachsinnigen, menschenverachtenden Ansichten zu machen. Sie melden sich in Restaurants, bei Transportunternehmen und Hotels als „Rechtsanwaltsgesellschaft“, „Geburtstagsfeier“ und „Kongressgruppe“ an um in Kölle auch angemessen unter- und herumzukommen.

Und was machen die Kölner? Sie schmeißen das Pack raus! Sie lassen sie nicht einsteigen, sie bedienen sie nicht und sie stellen den Braunen die Köfferchen in die Gosse, wo sie hingehören. Das ist die Antwort, die man erhoffen durfte von den Bürgern einer Stadt, die den heranrückenden Feind schonmal mit den Worten begrüßten: "Wie kutt er dann scheeße, süht er nit, dat he Lück ston?"

Aber auch wenn man das schon hoffen konnte, so ist es doch einfach nur schön, zu sehen, wie sich die ganze Stadt gegen die braune Plage gewandt hat. Danke dafür!

Schade war nur, dass die Chaoten der linken Autonomen beinahe alles kaputt gemacht hätten mit ihrer sinnlosen Gewalt. Was unterscheidet euch eigentlich noch von den braunen Schlägern?


Samstag, 20. September 2008

Ehrung

Gestern wurde mir für meine „Verdienste zur Erhaltung der Phantasie“ in einer schönen Zeremonie beim Rohan-Jagdfest des Elffeast e. V. auf Burg Balduinstein an der Lahn die Ehrenmitgliedschaft in diesem Verein verliehen.

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Begründet wurde dies mit meinem Engagement für das Fantasygenre, das ich in einer Vielzahl von Publikationen und Vorträgen erkläre, interpretiere und gegen Angriffe verteidige.

Wow - ich fühle mich wirklich sehr geehrt und es ist mir ein Ansporn weiterzumachen, denn anscheinend bedeutet meine Arbeit auch anderen etwas.

Vielen Dank!


Samstag, 13. September 2008

Der Papst hat Recht, ...

... zumindest teilweise, wenn er fordert, dass Kultur und Gesellschaft Freiheit nicht als Bindungslosigkeit auffassen dürften, sondern sich an Maße, also Normen und Konventionen, halten müssten. So könnte man nämlich seine gestrige Pariser Rede zur Hälfte zusammenfassen.

Die andere Hälfte bestand darin, dass Benedikt XVI. das Maß an Gott und dessen Geboten orientieren will. Ob er darin Recht hat, lässt sich objektiv nicht sagen, auch wenn Benedikt in einem weiteren Argumentationszusammenhang gerade beklagte, dass die westliche Kultur sich zu sehr an Positivismen, also an empirisch nachweisbaren Tatsachen, orientiere. Entschuldigt, liebe Heiligkeit, aber Eure metaphysischen Spekulationen sind leider nur unter bestimmten Glaubensannahmen gültig.

Und wie man sieht, konkurrieren diese mit anderen und werden schnell zum Streitfall, der, gerade jährte sich das schlimmste Beispiels zum siebten Male, auch schnell mit militärischen und terroristischen Mitteln ausgetragen wird. Das rechte Maß ist also notwendig – da habt Ihr völlig recht, Benedikt. Aber warum das rechte Maß nicht woanders her nehmen?

Beispielsweise aus unserem Menschsein. Wir sind doch alle nicht so sehr verschieden, dass wir verschiedene Grundbedürfnisse hätten. Vor allen Dingen sind wir soziale Lebewesen, die einander brauchen und ihre Bedürfnisse recht einfach nach der Goldenen Regel organisieren könnten: Was Du nicht wünschst, dass man Dir tu, das füg´ auch keinem andern zu. Immerhin eine Regel, die so auch in der Bibel steht: Matthäus 7,12.

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Das Problem besteht hauptsächlich darin, dass einige meinen, mit der Verletzung der Regel durchzukommen und dass sie in viel zu vielen Fällen leider damit auch tatsächlich durchkommen. Was uns zu Punkt zwei des menschenwürdigen und erfolgreichen Zusammenlebens führt: ausreichende Sanktionsvorschriften und –mittel gegen die Regelverletzer.

Also: wir wollen unser Ding machen, können dies in hinreichender Sicherheit aber nur, wenn wir uns soweit beschränken, dass wir andere in ihrem Tun nicht verletzen (Goldene Regel). Das gilt für alle Menschen; was heißt, dass die sich zumindest darauf einigen können sollten, dass eine (Welt-)Gesellschaft geschaffen werden sollte, die das erlaubt und garantiert. Letzteres ist angewandter Immanuel Kant und somit nicht gerade neu.

Womit wir zu dem Punkt kommen, wo der Papst nicht mehr recht hat. Er sagte in Paris nämlich auch, dass man sich nicht allein auf die Vernunft verlassen dürfe, sondern auf Gott vertrauen müsse. OK, wenn Gott seinen Job täte (das Theodizeeproblem!), wäre das ja richtig. Aber Gott tut seinen Job nicht, sonst sähe diese Welt nicht so aus, wie sie aussieht, zumindest was die Unschuldigen angeht, die Kinder und deren Leid.

Also ist es so, dass es (a) entweder keinen Gott gibt oder er (b) seinen Job nicht recht tut oder dass er (c) die Welt so geschaffen hat, dass wir doch zusehen müssen, ohne seine Hilfe darin zurecht zu kommen. Und was haben wir dann als Mittel zur Verfügung?

Im Fall (a): die Vernunft. In Fall (b): Appelle an Gott sich zu bessern – bis er das tut, bleibt uns nur ... genau, die Vernunft. In Fall (c): Auch die Vernunft; diesmal sogar als göttlicher Auftrag, denn er gab sie uns als einzige Hilfe für die Existenz in einer defizitären Welt mit auf den Weg. Also, lieber Benedikt, die Vernunft ist doch das einzige, was uns bleibt, wenn wir etwas tun wollen. Glauben und Beten sind rein passive Tätigkeiten, die nichts bewirken werden.

Also lasst uns auch was tun. Beispielsweise uns als Menschen mit gleichen Bedürfnissen zu begreifen und die Goldene Regel beachten sowie dafür sorgen, dass diejenigen Kräfte, die dazu zwingen können, sie einzuhalten, dazu in der Lage sind. Nicht dass das nicht alles schon ausführlich in mindestens einem Buch veröffentlicht wäre: in den Anspruchsvollen Schlüssen beispielsweise.

Donnerstag, 11. September 2008

Skandalöses Schüler-Lotto ...

... so überschreibt Spiegel Online einen ersten Bericht über die Ergebnisse einer vollständigen Untersuchung aller Wiesbadener Grundschulen. Spiegel Online findet da ein paar sehr passende Worte und Zitate, was die Empfehlungen für den weiteren Schulbesuch, Gymnasium, Realschule oder Hauptschule, angeht:

„Lehrer lassen arme Kinder zu selten ans Gymnasium.“
„Die Unterschichtsbremse für die Oberschulen greift höchst zuverlässig.“
„Aufs Gymnasium schaffen es in erster Linie die Privilegierten, nämlich Kinder gut betuchter Akademiker. Schüler aus einer niedrigen sozialen Schicht haben weitaus schlechtere Karten beim Schulübergang. Und zwar auch bei gleicher Leistung.“
„‚Vor allem die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Schicht hat Auswirkungen auf die Schulnoten der Kinder und auf den Bildungswunsch der Eltern’, sagte Stefan Hradil, Soziologe und Leiter der Untersuchung.“
„‚Neu ist, dass Lehrer offensichtlich schicht- und ethnienspezifische Empfehlungen aussprechen.’“
„Bei gleich guter Schulnote (2,0) erhielten nur drei von vier Kindern aus der niedrigsten Einkommens- und Bildungsgruppe eine Empfehlung für die höchste Schulausbildung. Dagegen sollten von den Kindern mit wohlhabenden und gebildeten Eltern 97 Prozent aufs Gymnasium - so gut wie alle also.“
„‚In der Oberschicht kommt eine Hauptschulempfehlung nahezu nicht mehr vor’, notierten die Forscher.“

Noch Fragen?

Ach so - Sie wollen wissen, was man tun kann?

Na, das dreigliedrige Schulsystem abschaffen und damit auf die Verurteilung hunderttausender 10-Jähriger zu lebenslanger Benachteiligung verzichten natürlich!



Mittwoch, 10. September 2008

Weltuntergang ausgefallen

Ooops, da sind wir ja immer noch - Sie und ich, meine ich. Denn eigentlich sollten wir doch, nun da das CERN seinen Teilchenbeschleuniger in Betrieb genommen hat, von einem von Menschenhand erzeugten schwarzen Loch verschlungen worden sein. Schön, dass es nicht dazu gekommen ist.

Andererseits war es natürlich schon klar, dass das nicht passieren würde. Woher dann die Angst davor? Eine Angst zudem, die nicht nur einige Sektierer äußerten, sondern eine, die recht weit verbreitet war. Wieso setzt sich der unverantwortliche Alarmismus einiger Menschen so schnell und so weit durch? Wieso obsiegen die Fakten nicht ganz schnell über die Gerüchte, obwohl Erklärungen, die die Gerüchte widerlegen, sofort gegeben werden?

wurm_drin


Ist es die ‚Freude’ oder Aufregung an der Panik? Der Thrill? Oder einfach nur der schlechte Ruf der Wissenschaft, der jeglichen Alarmismus glaubwürdiger erscheinen lässt als die Tatsachenlage? Schade jedenfalls ...

Sie sollten sich immer die Mühe machen, Probleme und vermeintliche Probleme auf Grund von Informationen aus mehreren Quellen einzuschätzen, egal wie überzeugend die erste Darstellung war, die Sie zu Gesicht bekamen. Auch wenn das zeitaufwendiger ist und auch wenn manche Fachaussage etwas länger durchdacht werden muss, als die Sensationsaussagen der Bauernfänger. Trauen Sie niemandem.

Außer natürlich mir - polyoinos sagt immer die Wahrheit. In diesem Sinne ....

Donnerstag, 4. September 2008

10 Jahre Google

Google wird in diesen Tagen 10 Jahre alt. Herzlichen Glückwunsch dazu!

Nein, das meine ich schon ganz ehrlich, Sie brauchen in diesem Glückwunsch nicht nach Spuren von Ironie zu suchen. Auch als Freiheitsredner, ist es nicht meine Pflicht, an der massiven Kritik teilzunehmen, die, ebenfalls in diesen Tagen, gegen Google vorgebracht wird.

Google sammelt in der Tat in außerordentlichem Maße persönliche Daten über seine Nutzer. Nur weiß ich nicht, ob dies, wie die Kritiker meinen, wirklich in missbräuchlicher Absicht geschieht, um Menschen auszuspähen und die gesammelten Daten dann zu eigenem Vorteil und Profit zu verwenden.

Vielleicht erfordern ja auch einfach nur die ausufernden Features von Google Earth, Google Health, Google Maps, Orkut und anderen Diensten die massive Anhäufung von Cookies und anderen Daten, die zum Funktionieren ebendieser Dienste gebraucht werden. Dann wäre nicht Google böse, sondern nur der User recht sorglos, der diese Dienste in Anspruch nimmt.

„Don´t be evil“ ist ja auch das Motto von Google. Und ich habe bis zum Nachweis des Gegenteils auch keinen Anlass, Larry Page und Sergej Brin, die Gründer von Google, für böse zu halten. Nein, erst einmal habe ich Respekt für die Leistung dieser Männer. Nur ... wie wäre es, wenn man es dabei beließe? Das wäre mal was ganz Neues, oder?

Google hat sich, das ist Fakt, zum größten Datensammler der Welt gemausert und weiß über die Userinnen und User, die Googles Dienste umfassend in Anspruch nehmen, fast alles. Und was es nicht weiß, könnte es aus den vorliegenden Daten extrapolieren. (Wenn Sie das Google-Wissen interessiert, empfehle ich die Lektüre des Buches „Die Google-Falle“ von Gerald Reischl und den Besuch seiner gutgemachten, gleichnamigen Website.) So könnte Google sich ein ganz eigenes Bild von Ihnen machen. Und das muss nicht einmal zutreffend sein:

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Vielleicht sollte Google langsam mal aufhören, weitere datenintensive Dienste zu entwickeln. Dumm nur, dass da mittlerweile eine innere Dynamik entstanden ist, die das Unternehmen immer weiter treibt. In der modernen Aktienkultur wird ja sofort gefressen, wer nicht ständig wachsende Quartalszahlen vorlegt. Normale solide Gewinne reichen den Anlegern heute ja nicht aus.

Also wird es weitergehen mit neuen datenreichen Diensten und Ideen. Kann das alles gut sein? Wohlgemerkt, es geht nicht um die Frage, ob das böse ist. Aber kann es gut sein?

Wohl kaum. Diese Zentralisierung von Daten kann, wie jede massive Zentralisierung, nicht gut sein, denn der Schaden ist überwältigend, wenn eine zentrale Struktur wie die Googles kompromittiert wird. Das kann durch Missbrauch von innen geschehen, wenn Google also doch böse würde, es kann durch Angriffe von außen geschehen und eine Zentralstruktur kann auch schlicht kaputtgehen und ihre Funktionen verlieren oder preisgeben.

Es ist wie mit der Anhäufung von Macht überhaupt - deren Verlust oder Missbrauch hat fatale Folgen. Und die Antwort auf das Gefahrenpotenzial von zentralisierten Strukturen ist die Dezentralisation. Macht gehört verteilt und persönliche Daten gehören in die Hände des Einzelnen, der sie nur dann herausrückt, wenn es nötig ist.

Einiges funktioniert dann nicht mehr so bequem wie heute? Da haben Sie Recht! Aber ist das so schlimm? Und kann man nicht auch in dezentralisierten Strukturen Kommunikationswege finden, die einen Großteil der erreichten Bequemlichkeit erhalten, dabei aber gefährliche Datenpools wie den von Google umgehen? Das wird sicherlich klappen.

Google ist einst als innovatives Unternehmen angetreten. Es wäre an der Zeit für ein weitere Innovation. Es ist Zeit für die Innovation, es mal gut sein zu lassen. Und vielleicht sogar das eine oder andere Werkzeug abzugeben. Und zu dezentralisieren. Innovativ wäre daran vor allem der Verzicht. Auch der Verzicht auf weitere Quantensprünge bei den Quartalszahlen. Und das dann kommunizieren, aufzeigen, dass es auch anders geht. Ein Beispiel dafür geben, was gut ist!

Also, lass mal gut sein Google. Und nochmals: Herzlichen Glückwunsch.

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Montag, 1. September 2008

Prekariat: mein Unwort des Jahres

In Deutschland, wie auch europa- und weltweit, wird eine Armutsdebatte geführt. Das ist erst einmal gut, auch wenn zur Zeit populistische Verführer vom Schlage eines Oskar Lafontaine am meisten davon profitieren. Was aber gar nicht gut ist, ist das Vokabular, das dabei verwandt wird. Hartz IV, Unterschicht und ähnliches sind schon ziemlich schlecht, da sie negative Etiketten auf Menschen kleben (Hartz IV) oder mangelnde Qualität oder sogar einen geringeren Grad an Menschlichkeit suggerieren (UNTERschicht). Besonders mies wird es aber bei diesem neuen, ach so griffigen Begriff „Prekariat“, der Millionen von Menschen plötzlich anhängt. Deshalb ist Prekariat mein Favorit für das Unwort des Jahres, das in etwa zwei Monaten gewählt werden wird.

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Schauen wir uns dieses Wort einmal an. Prekariat ist abgeleitet von prekär, was laut Duden soviel wie „schwierig“ oder „heikel“ heißt. Angehängt wurde dann nur eine von „Proletariat“ entlehnte Nachsilbe. Laut Wikipedia ist „Prekariat ist ein Begriff aus der Soziologie und definiert ‚ungeschützte Arbeitende und Arbeitslose’ als eine neue soziale Gruppierung“. Und wer fällt darunter? Wikipedia weiß: „Betroffen sind einkommensschwache Selbstständige und Angestellte auf Zeit, Praktikanten, auch chronisch Kranke, Alleinerziehende, Zeitarbeitnehmer und Langzeitarbeitslose, aber zunehmend auch in wissenschaftlichen Arbeitsverhältnissen Angestellte: Prekariat definiert keine sozial homogene Gruppierung.“

Okay, das Prekariat sind also Leute ohne, mit geringem oder mit unsicherem Einkommen. Ja, die gibt es. Das ist Sch****, aber es gibt sie, und zwar in viel zu großer Zahl. Und die sind also „schwierig“ und „heikel“ – das ist aber eine schöne Art, Menschen zu charakterisieren ... Denn diese Zuschreibung muss man doch wohl wörtlich nehmen, so wie man im 19. Jahrhundert Proletarier als Sammelbegriff für besitzlose, abhängig Beschäftigte wörtlich meinte, was von „proletarius“ abstammte und die niedrigste Schicht im römischen Volk meinte, die zu nichts anderem gut war, als Kinder zu produzieren, die dann beispielsweise in den Legionen zu dienen hatten, wenn sie nicht gleich versklavt wurden.

Doch „Proletariat“ ist ein Substantiv, das eine Gruppe von Menschen beschrieb, eben die Angehörigen einer besitzlosen Bevölkerungsschicht im alten Rom, die proletarii, und später die Gruppe der abhängig Beschäftigten im 19. Jahrhundert. Proletariat klassifiziert also anhand eines Faktums. Prekariat klassifiziert nicht nur sehr ungenau, wenn man mal auf die heterogene Wikipedia-Definition schaut, sonder es klassifiziert auch anhand einer nicht objektiv haltbaren Zuschreibung, ist prekär doch ein Adjektiv – „heikel“ eben. „Heikel“ und „schwierig“, damit also auch „gefährlich“. Keine substantivisches Faktum, sondern eine subjektive, adjektivische Zuschreibung. Das ist immer auch eine Aussage über angebliche Eigenschaften der so klassifizierten Menschen.

‚Prekarier’ sind „heikel“?

Quatsch, es ist ihre Situation, die heikel ist; prekär zu leben ist aber kein Merkmal der Menschen selbst. „Aus prekären Arbeitsverhältnissen folgen prekäre Existenzweisen“, schreibt Thomas Gross in der „Zeit“. Das stimmt natürlich. Durch das Ankleben des Adjektivs prekär wird die Situation nur noch verschlimmert. Denn unterbewusst eignen sich die Angehörigen der Gruppe der prekär lebenden Menschen diese Zuschreibung mehr oder weniger stark an und verlieren dadurch an Kraft, Selbstvertrauen und Änderungswillen. Und auch die Nichtprekarier übernehmen die heikle Zuschreibung mehr oder weniger bewusst, wollen mit diesen „schwierigen“ und „gefährlichen“ Menschen nichts zu tun haben und wünschen nicht, dass ihre Kinder mit ‚deren’ Schmuddelkindern spielen oder lernen. (Ach wie gut, dass wir ein dreigliedriges Schulsystem haben, da bleiben die Schmuddelkinder unter sich ...).

Ist schon klar: Worunter die vom wirtschaftlichen Erfolg abgehängten Menschen hierzulande leiden, ist sicherlich erst in dritter oder vierter Linie das Wort Prekariat – kein Geld, keine Arbeit; krank, unglücklich und mittlerweile sogar wieder hungrig zu sein, das sind die wahren Probleme. Aber man darf die Macht der Sprache und die Kraft der sich selbst erfüllenden sprachlich verfassten Prophezeiungen nicht unterschätzen.

Deshalb lautet mein Unwort des Jahres 2008: Preka****.



Donnerstag, 28. August 2008

Interview für die Freiheitsredner

Nachdem ich jetzt seit drei Monaten ehrenamtlich bei den Freiheitsrednern tätig bin, wurde ich vor einer Woche über meine Arbeit für diese Bürgerrechts- und Datenschutzorganisation interviewt. Das kurze Interview ist heute online gegangen.

Ich kann Sie nur dringend auffordern: Wenn Sie in Schulen, Universitäten, Vereinen, aber auch in der Privatwirtschaft tätig sind, informieren Sie sich und Ihre Studenten und Schülerinnen, Ihre Mitarbeiter und Kolleginnen, indem Sie eine Anfrage an die Freiheitsredner stellen, dass jemand für einen Vortrag oder eine Diskussion zu Ihnen in die Organisation kommt.

Die bürgerlichen Freiheitsrechte sind das wichtigste Gut, das Sie in modernen Gesellschaften besitzen, denn es schützt Sie vor Ausspähung, vor Übervorteilung und vor dem Verlust des Rechtes, Ihr Leben so einzurichten, wie Sie sich das wünschen. In einer scheinbar unsicherer werdenden Welt - obwohl, wann wurden Sie persönlich das letzte Mal das Opfer eines Terroranschlages? - sind viel zu viele Leute bereit, Ihre Freiheit gegen ein unberechtigtes Sicherheitsgefühl einzutauschen.

Die Freiheitsredner haben viele gute Argumente dafür, die heutige Datensammelwut in die Schranken zu weisen. Einen allerersten Eindruck davon gibt Ihnen ein hier auf polyoinos veröffentlichter Grundlagenvortrag. Viel besser aber ist es, einen Freiheitsredner einzuladen und sich die Argumente vor Ort darlegen zu lassen. Wenn es im Umkreis des Ruhrgebietes ist, komme ich auch gerne selbst zu Ihnen.

Das ist auch nahezu kostenfrei, denn Freiheitsredner nehmen allenfalls Reisekosten.

logo_freiheitsredner


In diesem Sinne: Halten Sie Ihre Daten zusammen!


Montag, 25. August 2008

Kurze Fassung des Mythopoeia-Artikels veröffentlicht

Seit heute ist eine (deutschsprachige) Kurzfassung meines Mythopoeia-Artikels auf der Website tolkien-bücher.de veröffentlicht.

Das Original, besonders die längere englische Version entwickelt das Argument, warum ich denke, dass die Tolkiensche Auffassung von Fantasyliteratur eine platonische ist, zwar ausführlicher, aber die eigentliche Aussage finden Sie auf Tolkienbücher.de komprimierter (und somit schneller zu lesen) vor.

Auch sonst lohnt der Besuch dieser Site, die langsam aber sicher zu einer sehr schönen Sammlung aller Literatur rund um Leben und Werk von J.R.R. Tolkien wird, also stöbern Sie ruhig ein bisschen.