Dienstag, 28. Mai 2013

Splatter in Mittelerde, Vortrag auf dem Tolkien-Tag in Geldern

Am vergangenen Wochenende war wieder Tolkien-Tag in Pont bei Geldern am Niederrhein, und zwar erneut ein Rekord-Tolkien-Tag mit mehr Besuchern als je zuvor … Und das mitten auf dem platten - aber unheimlich charmanten - Land. Danke Pont!

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Der Tag fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt; hier die Herren von der Security.

Ich habe dort erstmals auf Deutsch die Ergebnisse meiner Gewaltstudie von Der Herr der Ringe vorgestellt. Dabei handelt es sich um eine Inhaltsanalyse von Buch und Film, die sämtliche 433.000 Wörter des Buches und 39.000 Sekunden des Filmes miteinander vergleicht und den jeweiligen Gehalt von gewaltfreien und gewalthaltigen Darstellungen einander gegenüberstellt. Und da kam einiges heraus, was mich trotz recht guter Kennerschaft von Buch und Film nicht schlecht überraschte.

So handelt es sich bei der Ringerzählung zwar um die Story des "Großen Ringkrieges", wie ihn auch Tolkien selbst einmal bezeichnete - doch auf das ganze Buch bezogen gibt es nur einen Gewaltanteil von 20 Prozent, während vier Fünftel der Geschichte gewaltfrei sind. Das hätte ich so nicht gedacht. Und auch nicht, dass Jackson dieses Verhältnis nicht umkehrt.

Aber nein, in der Verfilmung gibt es zwar mehr Action und Gewalt, doch 59 Prozent, also fast zwei Drittel seiner Filme, sind ebenfalls gewaltfrei. Dabei liest und hört man immer wieder, dass Jackson ein reines Schlachtengetümmel angerichtet habe - mitnichten. Und selbst die Verschiebung hin zu mehr Gewalt ist vielfach dem Unterschied der Erzählweisen von Film und Buch geschuldet, wie im einleitenden Medientheorieteil des Vortrags erklärt wird.

Ein Artikel mit den Studienergebnissen wird im nächsten Hither Shore, dem Jahrbuch der Deutschen Tolkiengesellschaft, erscheinen, doch damit auch erst in ungefähr einem Jahr und auch nur auf Englisch. Falls ich Ihr Interesse geweckt habe, stelle ich deshalb hier die Folien des Vortrags als PDF zur Verfügung sowie einen Link zu dem 55-minütigen Videomitschnitt von Vortrag und großen Teilen der anschließenden Diskussion, der sich auf YouTube findet:



Der Film zeigt die Folien leider nicht, doch ich denke, man versteht die Ergebnisse auch so. Sonst legen Sie sich einfach das oben verlinkte PDF der Folien dazu, und Sie haben den vollen Überblick.

Viel Spaß beim Reinschauen :-)


Dienstag, 7. Mai 2013

Rohdaten der Gewaltstudie stehen zum Download bereit

Am 26. April haben Tobias Hock die Ergebnisse unserer Vergleichsstudie "Splatter in Middle-earth" auf dem Tolkien-Seminar in Aachen vorgestellt. Dabei ging es um einen Vergleich der Gewalt- und NIchtgewaltanteile in "Lord of the Rings" als Buch und als Verfilmung von Peter Jackson.

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Es zeigte sich, dass die Verfilmung gewalt- und actionhaltiger ist als das Buch, dass es aber Weitem nicht so unsäglich viel mehr Blut im Film zu sehen gibt als im Buch erzählt wird. Das ist interessant, weil Jackson oft vorgeworfen wird, dass er aus dem Herrn der Ringe eine reine Gewaltorgie gemacht habe. Ist aber gar nicht so.

Die unseren Ergebnissen zugrundeliegenden quantitativen Daten stehen jetzt hier auf polyoinos zum Download bereit. Unter diesem Link oder per Klick auf den Downloadbereich rechts finden Sie eine Excel-Tabelle mit den Rohdaten und einigen wenigen deskriptiven Basisergebnissen. Die Datei enthält die Zählung und inhaltliche Zuordung eines jeden Satzes des Buchs und jeder Szene der dreiteiligen Extended BluRay-Version. Sie ist also weniger zum Nachlesen der Ergebnisse gedacht - die als Aufsatz in Hither Shore 2014 erscheinen werden (evtl. vorher eine Zusammenfassung auch hier auf polyoinos) - als vielmehr für den eigenen wissenschaftlichen Gebrauch, zum Selberrechnen.

Mit den Rohdaten können Sie eigene Berechnungen anstellen, etwa zur Komposition von Film und Buch, indem Sie den Aufbau der Storyline oder den Einsatz von Spannungsbögen anhand kategorisierter Inhalte verfolgen oder für tausend andere Sachen. Sollten Sie das Material benutzen und irgendetwas mit Hilfe der Daten publizieren, so brauchen Sie dazu keine Erlaubnis einzuholen; aber eine Mail an mich wäre schön, denn ich bin auf jedes Ergebnis gespannt.

Die Datei ist nach etwas Einlesen wohl recht gut selbsterklärend, aber natürlich können Sie sich auch gerne an mich wenden, falls Sie irgendwo etwas nicht nachvollziehen können.

The raw data of Tobias Hock´s and my study "Splatter in Middle-earth", which scrutinized the amount of violent and non-violent content in "Lord of the Rings" and the movies Peter Jackson made of it are now available as Excel-sheet right here. Feel free to use it for your own studies but please let me know every result you may achieve on this basis.