Mittwoch, 20. November 2013
Donnerstag, 29. August 2013
Dienstag, 7. Mai 2013
Rohdaten der Gewaltstudie stehen zum Download bereit
Es zeigte sich, dass die Verfilmung gewalt- und actionhaltiger ist als das Buch, dass es aber Weitem nicht so unsäglich viel mehr Blut im Film zu sehen gibt als im Buch erzählt wird. Das ist interessant, weil Jackson oft vorgeworfen wird, dass er aus dem Herrn der Ringe eine reine Gewaltorgie gemacht habe. Ist aber gar nicht so.
Die unseren Ergebnissen zugrundeliegenden quantitativen Daten stehen jetzt hier auf polyoinos zum Download bereit. Unter diesem Link oder per Klick auf den Downloadbereich rechts finden Sie eine Excel-Tabelle mit den Rohdaten und einigen wenigen deskriptiven Basisergebnissen. Die Datei enthält die Zählung und inhaltliche Zuordung eines jeden Satzes des Buchs und jeder Szene der dreiteiligen Extended BluRay-Version. Sie ist also weniger zum Nachlesen der Ergebnisse gedacht - die als Aufsatz in Hither Shore 2014 erscheinen werden (evtl. vorher eine Zusammenfassung auch hier auf polyoinos) - als vielmehr für den eigenen wissenschaftlichen Gebrauch, zum Selberrechnen.
Mit den Rohdaten können Sie eigene Berechnungen anstellen, etwa zur Komposition von Film und Buch, indem Sie den Aufbau der Storyline oder den Einsatz von Spannungsbögen anhand kategorisierter Inhalte verfolgen oder für tausend andere Sachen. Sollten Sie das Material benutzen und irgendetwas mit Hilfe der Daten publizieren, so brauchen Sie dazu keine Erlaubnis einzuholen; aber eine Mail an mich wäre schön, denn ich bin auf jedes Ergebnis gespannt.
Die Datei ist nach etwas Einlesen wohl recht gut selbsterklärend, aber natürlich können Sie sich auch gerne an mich wenden, falls Sie irgendwo etwas nicht nachvollziehen können.
The raw data of Tobias Hock´s and my study "Splatter in Middle-earth", which scrutinized the amount of violent and non-violent content in "Lord of the Rings" and the movies Peter Jackson made of it are now available as Excel-sheet right here. Feel free to use it for your own studies but please let me know every result you may achieve on this basis.
Sonntag, 21. April 2013
polyoinos ist abiturrelevant
In der Tat steht Text von mir seit Kurzem zwischen den üblichen Prüfungsverdächtigen, wie Dichtung und Wahrheit, Woyzeck oder Danziger Trilogie, wie ich durch die Mail eines Abiturienten aus Mecklenburg-Vorpommern erfuhr.
Der junge Mann schrieb mir, dass "Äxte am Stamm der Moderne" Grundlage seiner Abiklausur in Deutsch gewesen sei, und wollte nun wissen, ob seine Interpretation, die er mir knapp schilderte, zutreffend sei.
Ohne diese Mail wäre ich der Sache gar nicht gewahr geworden, denn mich hat niemand aus Schule oder Ministerium gefragt.
Das bedeutet für den Prüfling dann leider auch, dass seine in meinen Augen plausible Interpretation vielleicht gar nicht so gut ankommen wird, denn was weiß ich im Vergleich zu einem Lehrer oder Ministerialbeamten denn schon davon, was ich meine?
Vielleicht gibt es 15 Punkte ja auch nur, wenn man die Fantasy als degenerierten Nachkommen der Romantik identifiziert, deren Apologeten es allenfalls zum abgehalfterten freien Lektor bringen …

Aber eigentlich freut es mich natürlich sehr, dass meine Arbeit wahrgenommen wird und es aus dem universitären Umfeld und den Fantasy-Fans jetzt sogar bis in die Schule geschafft hat.
Ich bin auch immer bereit, Schulen zu besuchen und mich an Unterrichtsprojekten zu beteiligen. Schicken Sie mir einfach eine Mail :-) Und ansonsten bedienen Sie sich einfach aus den hier unter CC-Lizenz veröffentlichten Texten.
Donnerstag, 4. April 2013
Wortpate für "Phantastik"
Und wer bitte schön - das sei mir in aller Unbescheidenheit zu fragen erlaubt - wäre wohl geeigneter als ich, zum Paten für das Wort "Phantastik" zu werden? Es ist schließlich das Genre, das einen sehr großen Teil meines Lebens bestimmt und dem ich mich forschend, vortragend, schreibend und lektorierend seit Jahrzehnten widme.

Es ist eine schöne Sache, eine Wortpatenschaft zu übernehmen, und die Kosten dafür beginnen bei 19 Euro; eine sinnvolle einmalige Spende für ein gutes Projekt. Infos finden Sie unter dem Link auf die Wortpaten oben über dem Bild.
Montag, 30. April 2012
Honorary Doctorship

Ich hatte nicht die geringste Ahnung davon und bin schlicht überwältigt!
Natürlich ist das kein normaler Dr. h.c., aber die Ehrung wird mit der gleichen Ernsthaftigkeit vorgenommen und ist wirklich eine solche - eben eine besondere Ehre, über die ich mich unglaublich freue.
Herzlichen Dank dem Committee!
Mittwoch, 19. Oktober 2011
Vom Tod, eine Anthologie - Aufruf zum Schreiben
Friedhelm Schneidewind und ich legen einen neuen Kurzgeschichtensammelband in der Reihe "Edition Stein und Baum" auf. Das haben wir schon zwei Mal gemacht, und es sind wirklich schöne Bücher dabei herausgekommen. Das wird sicher auch dieses Mal der Fall sein. Machen Sie doch mit und senden Sie uns eine Geschichte ein.
Hier die nötigen Infos:
»Du bist der Rechte, du holst den Reichen wie den Armen
ohne Unterschied, du sollst mein Gevattersmann sein.«
aus »Der Gevatter Tod«, ein Märchen der Brüder Grimm
VOM TOD
Um Liebe, Leidenschaft und Tod drehen sich viele der besten Werke in Literatur, Film, Musik und anderen Kunstformen. Und nicht selten taucht er oder sie in Person auf, in der Fantasy-Literatur beispielsweise bei Terry Pratchett, Cornelia Funke, Joanne K. Rowling und Fritz Leiber, in Kino und Fernsehen nicht erst im 1998 »Rendezvous mit Joe Black« und 1960 im DE FA-Film »Gevatter Tod« nach dem Märchen der Brüder Grimm, sondern auch schon in frühen Filmen und sogar in der Werbung.
Die Märchen und Sagen mit dem handelnden Tod als Person sind unzählbar, im Decamerone taucht er ebenso auf wie in vielen Kunstmärchen, in der Bildenden Kunst ist er spätestens seit den mittelalterlichen Totentänzen häufig dargestellt,
und er taucht in vielen Liedern auf wie etwa in »Der Tod und das Mädchen«.
VOM TOD als Person also sollen die Geschichten handeln, die wir suchen, für unsere Anthologie, die im Herbst 2012 erscheinen soll.
Ablauf:
Einsendung wenn möglich bisher unveröffentlichter Texte an den Verlag (s. u.) bis zum 30.03.2012 – Auswahl durch die Herausgeber Friedhelm Schneidewind und Frank Weinreich bis Ende Mai 2012 – Lektorat bis Ende Juli 2012 – Buchvorstellung Herbst 2012.
Bedingungen: Die Urheberrechte verbleiben bei den AutorInnen, der Verlag erwirbt das Recht des Abdrucks in der Anthologie. Honorar gibt es ab dem 1000. verkauften
Exemplar. AutorInnen können Bücher mit einem Rabatt von 30 % erwerben; sie verpflichten sich, mindestens 10 Exemplare abzunehmen.
Verlag der Villa Fledermaus
Verlag und Produktionsgesellschaft Helen Schneidewind – Villa Fledermaus
Sitz: Villa Fledermaus · A uf der Adt 14 · 66130 Saarbrücken
Schlossgasse 51 · 69502 Hemsbach (Deutschland/Germany)
Tel. 06201 4709292 · Fax 06201 4709293
www.villa-fledermaus.de · www.stein-und-baum.de
Montag, 17. Oktober 2011
Die gelungene Überraschung: unser neues Buch "Zwischen den Spiegeln"
Denn es ist letztlich sein Buch, ein Buch für einen bedeutenden Forscher, von dem wir befürchten mussten, dass er bald nicht mehr unter uns sein würde, und der auch jetzt und in Zukunft unter dem Damoklesschwert des Krebses leben muss.
Damit plaudere ich nichts aus, was Friedhelm nicht recht wäre. Denn er selbst hat vor einem Jahr auf der RingCon seine Krebserkrankung in offensiver Weise öffentlich gemacht und steht auch jetzt jederzeit dazu, was nicht einer gewissen Beispielhaftigkeit entbehrt, mit diesem immer noch mit einem Tabu versehenen Thema umzugehen.
Auf eben dieser RingCon 2010 setzten sich Julian Eilmann und Oliver Bidlo ziemlich geschockt zusammen, und überlegten, wie man Friedhelm in so einer Situation helfen könnte. Nun, jeder auf seine Weise eben. Und unsere Weise, die der Schreiberlinge, ist nun mal das Schreiben. Schnell war die Idee geboren, Friedhelm eine Festschrift zu widmen, und ich freue mich sehr, dass Julian und Oliver sofort an mich dachten (letztes Jahr war ich das erste Mal nicht auf der Con), ihnen bei der Arbeit als Herausgeber, Lektor und Autor zu helfen. Geschriebene Worte sind die Währung, in der wir uns mit der Welt verständigen, und so sollten es auch geschriebene Worte sein, die Friedhelm zur Seite stehen würden.
In erster Linie natürlich als Trost und zum Mut machen. Als Beweis, dass seine Freunde an seiner Seite stehen. Aber durchaus auch praktisch, denn alle Beteiligten verzichten auf jegliche Einnahmen, so dass alles, was das Buch erwirtschaftet, auf Friedhelms Konto überwiesen wird. Für uns Freiberufler ist Krankheit nämlich immer mindestens eine doppelte Belastung: Zum Kranksein tritt der Verdienstausfall hinzu. (Versicherungen? Ja klar. Verdienen Sie erst einmal ausreichend, um das angemessen versichern zu können.)
In erster Linie aber soll der Band Friedhelms Schneidewind Arbeit als Autor und Forscher ehren. Seine Bücher und Artikel, aber auch Kurzgeschichten, Lieder und Theaterstücke über Phantastik gehen in die Dutzende und stellen einen wichtigen Beitrag zum Fundus der Phantastik dar wie auch zur Forschung über das Genre. Die Drohung, dass diese Stimme verstummen könnte, machte uns wieder klar, wie sehr alle Arbeit rund um die Kunst und Literatur von den Individuen getragen wird, die sie verrichten.
Die meiste Arbeit heutzutage wird in Teams erledigt, und das ist nicht nur nötig und angemessen, sondern kommt auch unserem Wesen als Menschen entgegen. Kreative arbeiten natürlich auch in Teams, aber ein Gutteil ihrer Arbeit ist doch eine ganz individuelle Leistung des Schöpfens, des genauen Durchdenkens, der einsamen Geistesblitze und analytischen Schritte. Umso auffälliger ist dann die Lücke, wenn jemand nicht mehr da ist, an dessen Geistesblitze man sich gewöhnt hat. Soweit ist es jetzt, nach erst einmal erfolgreicher Therapie, zum Glück bei Weitem noch nicht, doch erschien uns die Situation dringlich, diese Stimme zu ehren und ihm in unserer Währung zu zeigen, was wir von ihm halten, solange er noch da ist.
Und das sahen die Freunde, die wir ansprachen und um Mitarbeit an dem Buch baten, genauso. (Eine Aufstellung der Autorinnen und Autoren sowie des Inhaltes finden Sie in diesem Blogbeitrag.) Und damit ging eine echte Geheimoperation los. Denn eines war klar: Es sollte eine Überraschung werden.
Was gar nicht so leicht ist, wenn alle Beteiligten gute Freunde des zu Überraschendne sind. Konspirativer Mailverkehr musste unter Verschluss gehalten werden, vorbereitende Sitzungen mussten im Untergrund abgehalten werden, und wenn wir jemandem aus unserem Bekanntenkreis von dem Vorhaben erzählten, so mussten wir ihn danach töten. Besonders lustig fand ich, dass Julian, wenn er mir eine Mail schrieb, immer dreifach checkte, dass die wirklich an mich ging, denn Frank beginnt ja mit den gleichen Buchstaben wie Friedhelm.
Spannend wurde es besonders, als das Programm der RingCon 2011 online ging, denn dort war ja die Buchvorstellung angekündigt. Und Friedhelm, interessierter Freund, der er ist, wollte natürlich wissen, was wir denn da für ein Projekt vorstellen würden. Es war eine Zeit der Ausflüchte und des Leugnens und man wagte kaum mehr, das Klingeln des Telefons zu bedienen.
Und er hat bis zum Schluss nix gemerkt! Sie können sich kaum vorstellen, was für einen Spaß es gemacht hat, im Beethoven-Saal des Maritim zu stehen, Friedhelm unten im Publikum, das Buch hochzuhalten und es ihm zu widmen.
Oh, er war gerührt. Seine Freude allein wäre es schon Wert gewesen, das Buch gemacht zu haben.
Wenn wir am Schreibtisch sitzen und etwas schreiben, dann tun wir das immer mit ganzem Ernst und der Überzeugung, das Richtige zu tun. Manchmal aber bekommt man eine ganz unmittelbare Bestätigung, dass das auch wirklich geklappt hat ...
Neues Buch erschienen: Zwischen den Spiegeln
Dazu ist es uns gelungen, Freunde zusammenzutrommeln, die alle gerne - und mit Herzblut - dazu beigetragen haben, einen würdigen Sammelband auf die Beine zu stellen. Das ergab eine Autorenmischung von frischen jungen Autoren, wie Sebastian Kleinen, der hier seine erste Publikation vorlegt, bis zu alten und im Genre bestens bekannten Hasen, wie Helmut Pesch oder Thomas Honegger. Tüpfelchen auf dem i war der unschätzbare Beitrag von Anke Eissmann, die das Cover entworfen und jeden einzelnen Beitrag mit einem eigens gezeichneten Bild eingeleitet hat.
Natürlich können Sie von mir hier nichts anderes erwarten als einen Lobpreis des Buches, aber ich glaube, der ist berechtigt und weise deshalb mit nicht geringem Stolz auf den Band hin.
Worum es im Einzelnen geht? Das erfahren Sie in dem folgenden Auszug aus der Einleitung:
Frank Weinreich (ich weiß, der Esel nennt sich selbst zuerst, aber meiner ist nun mal der erste Beitrag in dem Buch ...) untersucht in Die Pole der Fantasy die Bandbreite des Genres Fantasy hinsichtlich ihrer Wirkung am Beispiel des von J.R.R. Tolkien ins Spiel gebrachten Begriffes der Verzauberung - enchantment (On Fairy Stories, OFS 14) -, die Genrewerke auszulösen vermögen. Er zeigt dabei eine Entwicklung der Fantasy auf, die sich von Tolkiens Prinzip der Verzauberung entfernt und stattdessen einen zunehmend realistischen Ansatz verfolgt, der seinen derzeitigen Höhepunkt in den Büchern Joe Abercrombies findet, dem es auf die Verzauberung seiner Leser überhaupt nicht mehr anzukommen scheint. Da aber Fantasy eine spielerische Suche darstellt, die Bedürfnisse des Menschen nach Sinn und einer höheren Ordnung zu befriedigen, droht das Genre auf diesem Wege, seinen ursprünglichen Charakter grundlegend zu wandeln. Dass dies trotz aller Weiterentwicklung und Modernisierung von Erzählweisen und -themen nicht zwangsläufig so sein muss, und dass Fantasy ihre Leserinnen und Leser weiterhin in zauberhafte Reiche zu entführen vermag, zeigt Weinreich abschließend am Beispiel der Werke Andrzej Sapkowskis und seines Geralt-Zyklusses auf.
Anja Stürzer zieht in Wormtongue und Wormtail einen Vergleich zwischen Tolkiens Lord of the Rings und Joanne K. Rowlings Harry Potter. Obwohl Rowling einen wesentlichen Einfluss Tolkiens auf die Bücher ihres Zauberschülers bestreitet, gelingt es Stürzer, manche Parallele als offensichtlich ins rechte Licht zu rücken und andere, erstaunlichere Parallelen vor Augen zu führen, die doch eine engere Verwandtschaft zwischen diesen beiden Fantasy-Highlights nahelegen, als dies der erste Blick auf die beiden Bücher vermuten lässt. Dabei beschränkt die Autorin sich nicht auf eine mehr oder weniger ergiebige Aufzählung inhaltlicher Details, sondern lässt Strukturelemente, Erzähltechniken, Figurenkonstellationen, die unterliegenden Ethiken und den mythologischen Hintergrund in den Vergleich einfließen, sodass neben einer bloßen Gegenüberstellung auch weitergehende Analysen für beide Werke vorgenommen werden.
Im Blickfeld von Julian Eilmanns Aufsatz steht Tolkiens Die Kinder Húrins, eine Erzählung, die bei manchen Lesern den Eindruck erweckt, dass es sich hierbei um ein „tragisches“ Werk handelt. Diesen Leseeindruck greift Julian Eilmann in seiner Studie auf und geht der Frage nach, inwiefern die Geschichte Túrin Turambars tatsächlich als eine Tragödie im Sinne der aristotelischen Tragödientheorie verstanden werden kann. Durch einen genauen Vergleich zwischen den von Aristoteles beschriebenen Wesensmerkmalen der Tragödie und Tolkiens Erzählung wird dabei deutlich, wie die tragische Wirkung der Túrin-Geschichte im Detail zustande kommt und was den besonderen Reiz der Erzählung ausmacht.
Drachen stellen eines der bekanntesten Wesen der Phantastik dar und sind deshalb immer wieder in zahlreichen mythologischen Texten und Werken der phantastischen Literatur präsent. Nicht zuletzt Tolkien hat den Drachen in den Gestalten Smaugs oder Chrysophylax´ ein literarisches Denkmal gesetzt. Professor Thomas Honegger, Gründer und wissenschaftlicher Leiter von Walking Tree Publishers, macht in seinem Aufsatz deutlich, warum der Drache die Menschen seit jeher fasziniert und warum dieses Ungeheuer auch im 21. Jahrhundert immer wieder in Erscheinung tritt – und sei es nur in der Spielwarenabteilung der Kaufhäuser. Honeggers Untersuchung schärft somit unseren Blick dafür, welche Veränderungen das Drachenbild in der Literatur und Kultur historisch durchlaufen hat und welche Vorstellungen vom Fabelwesen Drache bis heute präsent und damit wirkungsmächtig sind.
Friedhelm Schneidewinds Begeisterung für die Musik in Tolkiens Werk teilt er mit Heidi Steimel, mit der zusammen er einen lesenswerten Sammelband zur Musik in Mittelerde herausgegeben hat. Für den vorliegenden Band hat sich Heidi Steimel die Mühe gemacht, ein Lexikon mit den wichtigsten Personen, Orten, Instrumenten und Begriffen, die im Zusammenhang mit der Mittelerde-Musik stehen, zusammenzustellen. Für den geneigten Leser mag dieses Kompendium ein kundiger Führer dabei sein, den Spuren der Musik in Tolkiens Werk genauer zu folgen.
Dr. Oliver Bidlo widmet sich in seinem Beitrag Tolkien und der Jugendstil der Frage, wie Tolkien die Kunst des Zeichnens in seine Arbeit hat einfließen lassen. Tolkien hat nicht nur geschrieben, sondern oft zuerst eine Szene, Situation oder eine Figur gezeichnet, bevor er begann, über sie zu schreiben. Bidlo zeigt auf, wie unterschiedlich der Jugendstil Eingang in Tolkiens Denken gefunden hat. So geht der Einfluss des Jugendstils über die Ausgestaltung einzelner (z. B. elbischer) Artefakte (Schmuck, Architektur u. a.) in Mittelerde hinaus. Als Urquelle für die Bedeutung des Jugendstils bei Tolkien wird im Beitrag die Geistesströmung der Romantik identifiziert, als deren Anhänger Tolkien ausgewiesen wird.
Runen spielen in Mittelerde eine vielfältige Rolle. Umso interessanter ist es, dass es bisher kaum eine fundierte Auseinandersetzung mit diesen besonderen Zeichen gibt und sie meist im Schatten der elbischen Schrift und Sprache stehen. Sebastian Kleinen gibt in seinem Beitrag Einführung in die Runenkunde von Mittelerde einen profunden Überblick über die vielschichtigen Runenschriften in Tolkiens Werk. Im Gegensatz zu den anderen Schriften in Mittelerde hat Tolkien die Runen nicht selbst erfunden, sondern rekurriert auf germanische und angelsächsische Runenreihen, die er teilweise übernimmt oder ableitet. Daher ist die Beschäftigung mit den Runen in Mittelerde zugleich auch eine Beschäftigung mit ihrer real-historischen Bedeutung und ihrer entsprechenden Geschichte.
In Iluvatar, steh uns bei! untersucht Stefan Servos, der Gründer und Chef von herr-der-ringe-film.de, das Thema Religion aus laientheologischer Sicht – ein hochinteressanter Ansatz, der einen neuen Aspekt in den Blätterwald von (in der Regel fach-)theologisch ausgerichteten Untersuchungen der Mittelerdedichtung darstellt. Seit längerem wird diskutiert, dass es merkwürdig ist, dass der überzeugte Katholik eine Welt und Gesellschaftsformen geschaffen hat, die von einem auffälligen Fehlen religiöser Elemente – etwa offener Gottesverehrung, Kulthandlungen, Tempel oder Kirchen – gekennzeichnet ist, während der Autor Mittelerde doch als eine Welt natürlicher Religion (Letters 220) und fairy-stories, worunter natürlich auch Der Herr der Ringe fällt, als biblisch inspiriert bezeichnete (OFS 62-66). Eng am Text arbeitend, stellt Servos die erstaunlich vielfältigen und plötzlich offensichtlich erscheinenden Stellen heraus, die eben diese natürliche Religion und die Verbindung zur christlichen Weltsicht zeigen. Dabei wird auch klar, dass Tolkien mit dem polytheistischen Einfluss der Mythen, die er so sehr liebte und mit einfließen lassen wollte, kämpfte und dass deshalb Der Herr der Ringe ein mehrschichtiges Bild auch in Fragen religiöser Konnotationen zeigt.
Wie kommt das Böse in die Welt? Und zwar in die Welt Mittelerde J.R.R. Tolkiens. Diese Frage stellt der bekannte Fantasy-Experte Dr. Helmut Pesch in Die Wurzel des Bösen und sucht wie Tolkien selbst bei dem mittelalterlichen englischen Dichter Geoffrey Chaucer, der die Habgier - cupiditas oder possessiveness, eine der Kardinalsünden - als den Quell des Bösen in unserer realen Welt ausmacht. Pesch zeigt, dass die Verurteilung der Habgier Tolkiens Werk durchzieht, auch außerhalb von Der Herr der Ringe, betrachtet sie dann aber höchst differenziert und zeigt auf, dass sie in verschiedenen Formen auftritt und mit Ambivalenzen einhergeht, die zeigen, dass sich die Wurzel des Bösen doch nicht so einfach identifizieren lässt, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. Wieder zeigt sich, dass der schnelle schwarz-weiße Pinselstrich dem Werk des Professors nicht gerecht wird.
Nicht nur die analytische Auseinandersetzung mit der Phantastik als Thema findet sich in diesem Band, sondern auch eine künstlerische Herangehensweise. Diese verdanken wir der wohl bekanntesten deutschen Tolkienillustratorin, Anke Eissmann. Die Künstlerin hat nicht nur jeden Aufsatz mit einer stilvollen Illustration bereichert, sondern auch das Titelbild und den Umschlag des Bandes entworfen und gestaltet. Hierbei hat sich Anke Eissmann von einem imaginären Schreibtisch Schneidewinds inspirieren lassen, der die oben angesprochenen Themen reflektiert.
Auch Spiegel reflektieren etwas – so wie das Werk Schneidewinds und die Aufsätze dieses Buches. Aber das, was gespiegelt wird, ist mehr und anders, als der oberflächliche erste Eindruck nahelegt. So wie Alice ins Wunderland, wandern auch wir zwischen den Spiegeln durch die Gefilde der Phantastik und gelangen zu neuen Perspektiven und Reflexionen auf vermeintlich Bekanntes. Die Funde dieser Wanderung wollen präsentiert werden. Ein besonderer Dank geht deshalb an Dirk Bartholomä, den Veranstalter der RingCon und unzähliger anderer phantastischer Events, der auch fernab des Mainstreams uns so genannten intellectuals eine Plattform für die Vorstellung und Diskussion unserer Arbeit bietet.
So weit zu dem Buch. Wenn Sie Fragen dazu haben - immer her damit. Und sonst wünschen wir uns natürlich, dass Sie sich das Buch anschaffen. Es ist normal über den Buchhandel, Onlinehändler oder direkt beim Verlag, www.oldib-verlag.de, erhältlich.
Montag, 4. Juli 2011
Neuer Artikel über Genres
Von den fünf kürzlich entstandenen Schriften kann ich Ihnen hier auf polyoinos erst einmal nur eine anbieten, denn die Kurzgeschichte hat noch ein ungeklärtes Rechteproblem und drei der vier Vorträge sind für die Veröffentlichung andernorts reserviert. Doch die Genrebetrachtungen kommen hier zu stehen, und ich würde mich sehr freuen, wenn Sie sie lesen und eventuell sogar einen Kommentar hinterließen.
Je mehr ich mich mit den Genres der phantastischen Literatur befasse und mit Kolleginnen und Kollegen austausche, desto stärker wird mir klar, wie fragil der Genrebegriff ist, wie fließend alle Grenzen sind. Und dass man doch nicht auf Genres verzichten kann. Nicht nur wegen des Buchmarketings, für die Genres lebenswichtig sind, sondern auch für die literarische Diskussion. Nur, so finde ich, sollte man die Genres ganz entspannt sehen, weil die Klassifikationsmöglichkeiten eben starken Einschränkungen unterliegen, derer man sich im Gespräch bewusst sein sollte.
Das habe ich mal in einem Gedankengang zusammengefasst und auf dem letzten Elbenwaldspektakel vorgetragen. Die Publikumsresonanz bestärkte mich darin, dass die Ideen wohl ganz brauchbar sind, aber lesen Sie doch bitte selbst: Fantasy, Science Fiction, Horror - Gedanken über die Aussagekraft von Genreeinteilungen in der phantastischen Literatur.
Samstag, 7. Mai 2011
Faszination Fantasy - eine große Anerkennung
In Faszination Fantasy beschreibt Ulrike Treusch das Faszinosum und die Funktionen von Fantasy. Dabei zitiert und übernimmt sie zunächst uneingeschränkt meine Definition von Fantasy (Fantasy ist demnach ein literarisches Genre, dessen zentraler Inhalt die Annahme des faktischen Vorhandenseins und Wirkens metaphysischer Kräfte oder Wesen ist, das als Fiktion auftritt, die als Fiktion auch verstanden werden soll und muss; s. auch hier).
Nach einer Beschreibung des Genres kommt sie dann über die Kritik an Fantasy zu den Funktionen und hebt dort besonders auf die Verbindung zum Mythos und auf das sinnstiftende Potential von Fantasy in einer sinnentleerten Welt ab. Dabei greift sie seitenweise auf mein Buch Fantasy. Einführung zurück und zitiert alle relevanten Passagen über den Mythos sowie meine Überzeugung, dass Fantasy ein Mythos mit Augenzwinkern ist, ein nicht geglaubter Mythos.
Noch stärker und besser als ich selbst das tue hebt sie dabei hervor, dass die Funktion von Fantasy vom Publikum abhängt, davon, was das Publikum in den einzelnen Genrewerken sucht und dann zu finden meint, wobei der fund überhuapt nichts mit dem zu tun haben muss, was der Autor oder Regisseur dort hineinsteckte. Das ist meines Erachtens eine sehr wichtige Beobachtung, die hilft, eine ganze Reihe von Kritikansätzen über die angeblich so verführerische Kraft der satanischen Fantasy in die Schranken zu weisen.
Die EZW ist eine ziemlich wichtige Zeitschrift, die sehr weit verbreitet ist unter Theologen, Philosophen und allen anderen Kulturwissenschaftlern. Ich freue mich sehr darüber, dass Fantasy. Einführung an derart prominenter Stelle so positiv (und letztlich werbewirksam) beachtet wird. Ich hatte ja schon vor einem Jahr bei der Gründungskonferenz der GFF den Eindruck, dass sich das Buch durchsetzt ... dieser Baustein verfestigt den Erfolg noch einmal in einer hocherfreulichen Weise.
Freitag, 7. Januar 2011
Ein tolles 2011!
Ich wünsche Ihnen ein frohes, erfolgreiches, gesundes 2011!
Bleiben Sie polyoinos treu.
Dienstag, 14. Dezember 2010
"Fantasy für Fortgeschrittene" ...
Hmmm, für Fortgeschrittene wohl eher nicht, aber da es gut geschnitten ist, ist es wirklich recht informativ, insbesondere für diejenigen, die das Genre nicht kennen.
Wenn Sie möchten, würde ich mich freuen, wenn Sie mal reinhören, in die 5 MInuten, 30 Sekunden, die der BR aus dem halbstündigen Interview gemacht hat: http://on3.de/element/8912/interview-frank-weinreich-fantasy-fuer-fortgeschrittene.
Mittwoch, 17. November 2010
Nominierung zum Wissenschaftsbuch des Jahres
Eine von Experten besetzte Jury wählt etwa 20 Bücher eines Publikationsjahrganges aus, und stellt diese dann zur Publikumswahl. Umso mehr freue ich mich, dass "die fantastischen 6" es überhaupt geschafft haben, die Jury zu beeindrucken, die etliche hundert deutschsprachige Bücher jedes Jahr einsieht und einige wenige vorschlägt.
Noch mehr würde ich mich natürlich freuen, wenn es weiterginge und wir die Wahl auch gewännen. Darf ich Sie also bitten, den folgenden Link zu besuchen, und dort für dieses Buch abzustimmen? Vielleicht gewinnen Sie sogar einen der Buchpreise für die gute Tat.
Hier wird abgestimmt.
Vielen Dank!
Mittwoch, 5. Mai 2010
SF-Vorträge jetzt auch als MP3
Falls Sie mir also lieber zuhören als mich lesen möchten, laden Sie doch einfach die Vorträge auf ihren Computer oder MP3-Player. Und entschuldigen Sie das Gestotter am Ende der Prometheus-Papiere, da konnte ich einen handschriftlichen Nachtrag nicht entziffern ... ich hatte immer eine 5 oder 6, als Handschrift noch benotet wurde ...
Montag, 3. Mai 2010
Science Fiction, Definition und Geschichte
Die Vorträge sind von einem fachkundigen Publikum wohlwollend aufgenommen worden; es scheint, dass ich mich auf einem guten Weg befinde. Aber ich freue mich natürlich über jeglichen Input. Deshalb stehen ab sofort die beiden Vortragstexte hier auf polyoinos zur Lektüre zur Verfügung. Zwei Audioaufzeichnungen werden folgen, sobald ich dazu komme, sie nachzubearbeiten.
Wenn Sie also interessiert, warum die Reflektionsleistungen von SF zeigen, dass das Genre eigentlich ein ziemlich realistisches ist und warum es reicht, SF als "Science Fiction sind phantastische Geschichten, deren irreale Anteile dem wissenschaftlichen Erkenntnisstand der Autorinnen und Autoren nicht widersprechen." zu definieren, dann lesen Sie doch einmal in die Prometheus-Papiere und in die (Noch)-Nicht-Orte hinein.
Auf zu neuen Welten ...
Dienstag, 20. April 2010
Der Seidenfluss ist online
Vielleicht wissen Sie ja, dass ich seit vielen Jahren Kampfkünste betreibe und mich seit einiger Zeit auch mit Energiearbeit und Meditation beschäftige. Gerade in den letzten 5 Jahren hat sich durch die Entdeckung der inneren Kampfkünste sehr viel in meinem Denken und Handeln getan. Über die zugrunde liegenden Prinzipien wollte ich schon länger publizieren und so kam die Idee auf, eine eigene Seite zu dem Themenkomplex ins Leben zu rufen. Diese ist nun seit heute online.
Mit dem Seidenfluss geht es mir darum, die Prinzipien der Kampfkünste und der so eng verwandten Energiearbeit und der Meditation zu erklären. Es geht mir darum, den Reichtum dieser Beschäftigungen aufzuzeigen, vor allem aber darum, die Scheu vor diesen Dingen zu nehmen: Kampfkunst ist kein Kloppen und Meditation ist nicht etwas, das nur erleuchtete Gurus erlernen können. Der Zugang zu beidem ist viel leichter als Sie vielleicht denken, und das zumindest möchte ich verdeutlichen. Mehr als etwas Neugierde braucht es zunächst nicht.
www.seidenfluss.de lädt Sie deshalb zu einer Flussreise zurück in den Osten ein. Einst brachte die Seidenstraße viele asiatische 'Wunder' nach Europa, über die man hier nur staunen konnte. Der Seidenfluss bringt Ihnen nun andere erstaunliche Dinge nahe, die mehrheitlich auch im Osten ihren Ursprung haben. Über einen Besuch würde ich mich sehr freuen, und wenn Sie wollen, können Sie sich auch beteiligen, denn eine solche Reise unternimmt man besser nicht alleine.
Die Seite wird ständig erweitert werden, aber jetzt schon finden Sie dort gut zehn grundlegende Artikel zu den Themen Kampfkünste, Gesundheit, Energiearbeit und Meditation. Ergänzt wird das Ganze um einen Blog, in dem ich kürzere Gedanken und Erfahrungen aufzuschreiben gedenke.
Bis bald auf dem Seidenfluss ...
Samstag, 17. April 2010
Blog umgestellt, bitte neue Feeds abonnieren
Die neuen Links:
- hier heißt die URL jetzt http://www.polyoinos.de/blog/start.php (also Endung .php statt .html)
- auf Blogger finden Sie das Blog unter http://polyoinos.blogspot.com
Wenn sie auf mein Blog verlinkt haben sollten, so wäre ich dankbar, wenn Sie das änderten. Unter beiden URLs finden Sie RSS-Feeds zum Abonnieren.
Das alte Blogsystem lief immer langsamer, und es war absehbar, dass es in ein, zwei Jahren gar nicht mehr laufen würde. Woran das liegt weiß ich nicht genau, denke aber dass eine html-Lösung für Blogs einer dynamischen Datenbank eben klar unterlegen ist. Das war mir vor zwei Jahren nur nicht klar. Außerdem lief ja seit zwei Monaten die Kommentarfunktion des Anbieters nicht mehr und die habe ich sehr vermisst, da Ihr Feedback sehr wichtig für mich ist.
Gewonnen habe ich zudem die Möglichkeit von jedem Rechner oder auch meinem Handy aus zu bloggen.
Verloren habe ich die Tags und die TagCloud. Das ist schade, aber die Zahl der Tags war doch auch sehr angeschwollen und vielleicht ist es aussagekräftiger, wenn ich in Zukunft eine erweiterte Form von Labels einführe, die zwar nicht ganz so differenziert ist, aber doch eine intelligente Filterung und Suche ermöglicht. Jedenfalls werde ich über die bekannten Labels „inside polyoinos“, „Wissen + Spekulation“, „Meinung“ und „Phantastik“ noch vier, fünf weitere Label einführen.
Also: Alles neu macht der Apreul - bleiben Sie mir gewogen.