Die Ereignisse in Japan und Libyen zeigen, wie wahr der alte Spruch des Philosophen Thomas Hobbes ist: „Homo homini lupus est, homo homini deus est.“ Der Mensch ist des Menschen Wolf, der Mensch ist des Menschen Gott – wenn auch Letzteres eher selten zu beobachten ist.
Aber heute schon, wo der Mensch zeigt, zu welcher Größe, welcher Niederträchtigkeit und welcher Erbärmlichkeit er fähig ist – groß die Helden von Fukushima, niederträchtig Gaddafi und seine Schergen, erbärmlich der entwickelte Westen ...
Es kommt mir nicht leicht aus der Tastatur, das Wort vom Helden, aber die Fünfzig von Fukushima, diese Techniker und Arbeiter, die wissen, dass sie sterben werden – die es wussten, bevor sie ihre verzweifelte Arbeit begannen –, das sind Helden. Sie opfern sich für ihre Familien und die Gemeinschaft und zeigen damit, welche Größe der Mensch in der Not zu zeigen imstande ist. Wanderer, kommst Du nach Tokio, so verkünde dort, dass du uns hier habest liegen sehen, wie es die Pflicht befahl ...
Das Wolfsgesicht ist zur gleichen Zeit in Libyen zu sehen, wo eine Diktatorenfamilie ihr Volk abschlachtet und bald, nach dem Sieg, dazu übergehen wird, grausamste Rache an den überlebenden Männern, Frauen und Kindern zu üben. Und werden Saif al Islam und seine Brüder sich in fünf Jahren wieder lachend in Monaco, London und Marbella im Kreise der Reichen und Schönen amüsieren, ohne dass ihnen jemand etwas nachträgt? Wahrscheinlich schon.
Denn da sind ja noch die Erbärmlichen, die schlaff und mutlos zwischen Wolf und Gott stehen: die Regierungen des freien Westens, die solange taktieren, bis es niemanden mehr zu retten gibt und die nach einer Schamfrist das mit Blut versetzte Öl des Diktators kaufen werden. Ein Beispiel werden sie damit gegeben haben, dass all die anderen Lukaschenkos, Mugabes und Ahmadinedschads darin bestärken wird, anders als Mubarak nicht einfach zu verpuffen, sondern auch über einen Leichenteppich zu gehen.
Was der Trauer ob der aktuellen Ereignisse die Krone aufsetzt ist, dass selbst die Helden, nicht nur kein glückliches Ende finden werden, sondern dass auch all ihre Handlungen umsonst gewesen sein werden. Außer, dass sie damit ein Zeichen gesetzt haben. Ein Zeichen dafür, wie der Mensch auch sein kann. Aber so war es schon immer, und mehr ist wohl nicht zu erhoffen.
[Update 25.3.]
Sie greifen also doch ein, und weltweit gab es zuerst Zustimmung, doch schon ganz schnell wird kritisiert und nach einer Woche deutet sich an, dass es mit sehr ungewissem Ausgang noch lange dauern wird.
Trotzdem war das Eingreifen so richtig, wie es falsch ist, anderswo nicht einzugreifen (Elfenbeinküste, bald vielleicht Syrien?). Was wir brauchen ist eine "Zeitenwende" (Darnstädt, s. Link), die die Menschenrechte über die Staatssouveränität stellt. Was wir brauchen ist ein unter checks & balances stehender Weltpolizist.
Ein guter Artikel dazu steht heute auf Spiegel Online.
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