Sonntag, 28. September 2008

11.10. Berlin: Demo gegen Überwachungswahn

Am 11.10. findet in Berlin, am Alexanderplatz, die große Demo „Freiheit statt Angst 2008“ statt. Der Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung schreibt:

Bürgerrechtlerinnen und Bürgerrechtler rufen bundesweit zur Teilnahme an einer Demonstration gegen die ausufernde Überwachung durch Wirtschaft und Staat auf. Am Samstag, den 11. Oktober 2008 werden besorgte Bürgerinnen und Bürger in Berlin unter dem Motto "Freiheit statt Angst - Stoppt den Überwachungswahn!" auf die Straße gehen. Treffpunkt ist der Alexanderplatz um 14.00 Uhr.

Berlin ist zu weit weg? Die Anfahrt zu teuer? Der Verein zur Förderung des bewegten und unbewegten Datenverkehrs (FoeBud e. V.) organisiert deutschlandweit die Anfahrt mit „Bus und Bahn gegen Überwachungswahn“: https://shop.foebud.org/index.php?cName=akvorrat--demobus-c-36_42.

Was Sie das angeht? Vielleicht werfen Sie einen Blick in diesen Grundsatzartikel zum Datenschutz, besonders in den Abschnitt „Daten von Staats wegen“. Es ist einfach so, dass eine Demokratie darauf angewiesen ist, dass die Bürger auf ihre Freiheitsrechte selbst achten müssen, da staatliche Interessen der individuellen Freiheit allzu oft entgegenstehen. Wenn Sie Ihre Rechte nicht selbst verteidigen, steht es also in Frage, ob es jemand anders für Sie tun wird.

Außer natürlich den Bürgerrechtlern, die dies ehrenamtlich tun. Die können aber ohne Ihre Unterstützung mittel- bis langfristig gar nichts erreichen. Engagieren Sie sich, damit das Licht nicht ausgeht!

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Mittwoch, 24. September 2008

Weltuntergang weiter verschoben

Nachdem der Weltuntergang durch Inbetriebnahme des Teilchenbeschleunigers am CERN nicht stattgefunden hat, konzentrierten sich die Befürchtungen ja darauf, dass Armageddon nur ausblieb, weil das Ding noch nicht volle Leistung fahre, dass es aber bald soweit sein müsse.

Jetzt meldet Heise online gerade, dass der LHC bis Frühjahr 2009 aus bleibt. Also, genießt die Zeit ... obwohl ... ich habe gehört, dass sich in Wirklichkeit die Wurmlochpropheten im Beschleuniger manifestiert hätten und die Erde gewaltsam ...

Montag, 22. September 2008

Vielen Dank, liebe Kölner!

Da machen sich also Faschos aus ganz Europa auf, um unter dem Deckmantel der Sorge vor dem Islam Stimmung für ihre schwachsinnigen, menschenverachtenden Ansichten zu machen. Sie melden sich in Restaurants, bei Transportunternehmen und Hotels als „Rechtsanwaltsgesellschaft“, „Geburtstagsfeier“ und „Kongressgruppe“ an um in Kölle auch angemessen unter- und herumzukommen.

Und was machen die Kölner? Sie schmeißen das Pack raus! Sie lassen sie nicht einsteigen, sie bedienen sie nicht und sie stellen den Braunen die Köfferchen in die Gosse, wo sie hingehören. Das ist die Antwort, die man erhoffen durfte von den Bürgern einer Stadt, die den heranrückenden Feind schonmal mit den Worten begrüßten: "Wie kutt er dann scheeße, süht er nit, dat he Lück ston?"

Aber auch wenn man das schon hoffen konnte, so ist es doch einfach nur schön, zu sehen, wie sich die ganze Stadt gegen die braune Plage gewandt hat. Danke dafür!

Schade war nur, dass die Chaoten der linken Autonomen beinahe alles kaputt gemacht hätten mit ihrer sinnlosen Gewalt. Was unterscheidet euch eigentlich noch von den braunen Schlägern?


Samstag, 20. September 2008

Ehrung

Gestern wurde mir für meine „Verdienste zur Erhaltung der Phantasie“ in einer schönen Zeremonie beim Rohan-Jagdfest des Elffeast e. V. auf Burg Balduinstein an der Lahn die Ehrenmitgliedschaft in diesem Verein verliehen.

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Begründet wurde dies mit meinem Engagement für das Fantasygenre, das ich in einer Vielzahl von Publikationen und Vorträgen erkläre, interpretiere und gegen Angriffe verteidige.

Wow - ich fühle mich wirklich sehr geehrt und es ist mir ein Ansporn weiterzumachen, denn anscheinend bedeutet meine Arbeit auch anderen etwas.

Vielen Dank!


Samstag, 13. September 2008

Der Papst hat Recht, ...

... zumindest teilweise, wenn er fordert, dass Kultur und Gesellschaft Freiheit nicht als Bindungslosigkeit auffassen dürften, sondern sich an Maße, also Normen und Konventionen, halten müssten. So könnte man nämlich seine gestrige Pariser Rede zur Hälfte zusammenfassen.

Die andere Hälfte bestand darin, dass Benedikt XVI. das Maß an Gott und dessen Geboten orientieren will. Ob er darin Recht hat, lässt sich objektiv nicht sagen, auch wenn Benedikt in einem weiteren Argumentationszusammenhang gerade beklagte, dass die westliche Kultur sich zu sehr an Positivismen, also an empirisch nachweisbaren Tatsachen, orientiere. Entschuldigt, liebe Heiligkeit, aber Eure metaphysischen Spekulationen sind leider nur unter bestimmten Glaubensannahmen gültig.

Und wie man sieht, konkurrieren diese mit anderen und werden schnell zum Streitfall, der, gerade jährte sich das schlimmste Beispiels zum siebten Male, auch schnell mit militärischen und terroristischen Mitteln ausgetragen wird. Das rechte Maß ist also notwendig – da habt Ihr völlig recht, Benedikt. Aber warum das rechte Maß nicht woanders her nehmen?

Beispielsweise aus unserem Menschsein. Wir sind doch alle nicht so sehr verschieden, dass wir verschiedene Grundbedürfnisse hätten. Vor allen Dingen sind wir soziale Lebewesen, die einander brauchen und ihre Bedürfnisse recht einfach nach der Goldenen Regel organisieren könnten: Was Du nicht wünschst, dass man Dir tu, das füg´ auch keinem andern zu. Immerhin eine Regel, die so auch in der Bibel steht: Matthäus 7,12.

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Das Problem besteht hauptsächlich darin, dass einige meinen, mit der Verletzung der Regel durchzukommen und dass sie in viel zu vielen Fällen leider damit auch tatsächlich durchkommen. Was uns zu Punkt zwei des menschenwürdigen und erfolgreichen Zusammenlebens führt: ausreichende Sanktionsvorschriften und –mittel gegen die Regelverletzer.

Also: wir wollen unser Ding machen, können dies in hinreichender Sicherheit aber nur, wenn wir uns soweit beschränken, dass wir andere in ihrem Tun nicht verletzen (Goldene Regel). Das gilt für alle Menschen; was heißt, dass die sich zumindest darauf einigen können sollten, dass eine (Welt-)Gesellschaft geschaffen werden sollte, die das erlaubt und garantiert. Letzteres ist angewandter Immanuel Kant und somit nicht gerade neu.

Womit wir zu dem Punkt kommen, wo der Papst nicht mehr recht hat. Er sagte in Paris nämlich auch, dass man sich nicht allein auf die Vernunft verlassen dürfe, sondern auf Gott vertrauen müsse. OK, wenn Gott seinen Job täte (das Theodizeeproblem!), wäre das ja richtig. Aber Gott tut seinen Job nicht, sonst sähe diese Welt nicht so aus, wie sie aussieht, zumindest was die Unschuldigen angeht, die Kinder und deren Leid.

Also ist es so, dass es (a) entweder keinen Gott gibt oder er (b) seinen Job nicht recht tut oder dass er (c) die Welt so geschaffen hat, dass wir doch zusehen müssen, ohne seine Hilfe darin zurecht zu kommen. Und was haben wir dann als Mittel zur Verfügung?

Im Fall (a): die Vernunft. In Fall (b): Appelle an Gott sich zu bessern – bis er das tut, bleibt uns nur ... genau, die Vernunft. In Fall (c): Auch die Vernunft; diesmal sogar als göttlicher Auftrag, denn er gab sie uns als einzige Hilfe für die Existenz in einer defizitären Welt mit auf den Weg. Also, lieber Benedikt, die Vernunft ist doch das einzige, was uns bleibt, wenn wir etwas tun wollen. Glauben und Beten sind rein passive Tätigkeiten, die nichts bewirken werden.

Also lasst uns auch was tun. Beispielsweise uns als Menschen mit gleichen Bedürfnissen zu begreifen und die Goldene Regel beachten sowie dafür sorgen, dass diejenigen Kräfte, die dazu zwingen können, sie einzuhalten, dazu in der Lage sind. Nicht dass das nicht alles schon ausführlich in mindestens einem Buch veröffentlicht wäre: in den Anspruchsvollen Schlüssen beispielsweise.

Donnerstag, 11. September 2008

Skandalöses Schüler-Lotto ...

... so überschreibt Spiegel Online einen ersten Bericht über die Ergebnisse einer vollständigen Untersuchung aller Wiesbadener Grundschulen. Spiegel Online findet da ein paar sehr passende Worte und Zitate, was die Empfehlungen für den weiteren Schulbesuch, Gymnasium, Realschule oder Hauptschule, angeht:

„Lehrer lassen arme Kinder zu selten ans Gymnasium.“
„Die Unterschichtsbremse für die Oberschulen greift höchst zuverlässig.“
„Aufs Gymnasium schaffen es in erster Linie die Privilegierten, nämlich Kinder gut betuchter Akademiker. Schüler aus einer niedrigen sozialen Schicht haben weitaus schlechtere Karten beim Schulübergang. Und zwar auch bei gleicher Leistung.“
„‚Vor allem die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Schicht hat Auswirkungen auf die Schulnoten der Kinder und auf den Bildungswunsch der Eltern’, sagte Stefan Hradil, Soziologe und Leiter der Untersuchung.“
„‚Neu ist, dass Lehrer offensichtlich schicht- und ethnienspezifische Empfehlungen aussprechen.’“
„Bei gleich guter Schulnote (2,0) erhielten nur drei von vier Kindern aus der niedrigsten Einkommens- und Bildungsgruppe eine Empfehlung für die höchste Schulausbildung. Dagegen sollten von den Kindern mit wohlhabenden und gebildeten Eltern 97 Prozent aufs Gymnasium - so gut wie alle also.“
„‚In der Oberschicht kommt eine Hauptschulempfehlung nahezu nicht mehr vor’, notierten die Forscher.“

Noch Fragen?

Ach so - Sie wollen wissen, was man tun kann?

Na, das dreigliedrige Schulsystem abschaffen und damit auf die Verurteilung hunderttausender 10-Jähriger zu lebenslanger Benachteiligung verzichten natürlich!



Mittwoch, 10. September 2008

Weltuntergang ausgefallen

Ooops, da sind wir ja immer noch - Sie und ich, meine ich. Denn eigentlich sollten wir doch, nun da das CERN seinen Teilchenbeschleuniger in Betrieb genommen hat, von einem von Menschenhand erzeugten schwarzen Loch verschlungen worden sein. Schön, dass es nicht dazu gekommen ist.

Andererseits war es natürlich schon klar, dass das nicht passieren würde. Woher dann die Angst davor? Eine Angst zudem, die nicht nur einige Sektierer äußerten, sondern eine, die recht weit verbreitet war. Wieso setzt sich der unverantwortliche Alarmismus einiger Menschen so schnell und so weit durch? Wieso obsiegen die Fakten nicht ganz schnell über die Gerüchte, obwohl Erklärungen, die die Gerüchte widerlegen, sofort gegeben werden?

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Ist es die ‚Freude’ oder Aufregung an der Panik? Der Thrill? Oder einfach nur der schlechte Ruf der Wissenschaft, der jeglichen Alarmismus glaubwürdiger erscheinen lässt als die Tatsachenlage? Schade jedenfalls ...

Sie sollten sich immer die Mühe machen, Probleme und vermeintliche Probleme auf Grund von Informationen aus mehreren Quellen einzuschätzen, egal wie überzeugend die erste Darstellung war, die Sie zu Gesicht bekamen. Auch wenn das zeitaufwendiger ist und auch wenn manche Fachaussage etwas länger durchdacht werden muss, als die Sensationsaussagen der Bauernfänger. Trauen Sie niemandem.

Außer natürlich mir - polyoinos sagt immer die Wahrheit. In diesem Sinne ....

Donnerstag, 4. September 2008

10 Jahre Google

Google wird in diesen Tagen 10 Jahre alt. Herzlichen Glückwunsch dazu!

Nein, das meine ich schon ganz ehrlich, Sie brauchen in diesem Glückwunsch nicht nach Spuren von Ironie zu suchen. Auch als Freiheitsredner, ist es nicht meine Pflicht, an der massiven Kritik teilzunehmen, die, ebenfalls in diesen Tagen, gegen Google vorgebracht wird.

Google sammelt in der Tat in außerordentlichem Maße persönliche Daten über seine Nutzer. Nur weiß ich nicht, ob dies, wie die Kritiker meinen, wirklich in missbräuchlicher Absicht geschieht, um Menschen auszuspähen und die gesammelten Daten dann zu eigenem Vorteil und Profit zu verwenden.

Vielleicht erfordern ja auch einfach nur die ausufernden Features von Google Earth, Google Health, Google Maps, Orkut und anderen Diensten die massive Anhäufung von Cookies und anderen Daten, die zum Funktionieren ebendieser Dienste gebraucht werden. Dann wäre nicht Google böse, sondern nur der User recht sorglos, der diese Dienste in Anspruch nimmt.

„Don´t be evil“ ist ja auch das Motto von Google. Und ich habe bis zum Nachweis des Gegenteils auch keinen Anlass, Larry Page und Sergej Brin, die Gründer von Google, für böse zu halten. Nein, erst einmal habe ich Respekt für die Leistung dieser Männer. Nur ... wie wäre es, wenn man es dabei beließe? Das wäre mal was ganz Neues, oder?

Google hat sich, das ist Fakt, zum größten Datensammler der Welt gemausert und weiß über die Userinnen und User, die Googles Dienste umfassend in Anspruch nehmen, fast alles. Und was es nicht weiß, könnte es aus den vorliegenden Daten extrapolieren. (Wenn Sie das Google-Wissen interessiert, empfehle ich die Lektüre des Buches „Die Google-Falle“ von Gerald Reischl und den Besuch seiner gutgemachten, gleichnamigen Website.) So könnte Google sich ein ganz eigenes Bild von Ihnen machen. Und das muss nicht einmal zutreffend sein:

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Vielleicht sollte Google langsam mal aufhören, weitere datenintensive Dienste zu entwickeln. Dumm nur, dass da mittlerweile eine innere Dynamik entstanden ist, die das Unternehmen immer weiter treibt. In der modernen Aktienkultur wird ja sofort gefressen, wer nicht ständig wachsende Quartalszahlen vorlegt. Normale solide Gewinne reichen den Anlegern heute ja nicht aus.

Also wird es weitergehen mit neuen datenreichen Diensten und Ideen. Kann das alles gut sein? Wohlgemerkt, es geht nicht um die Frage, ob das böse ist. Aber kann es gut sein?

Wohl kaum. Diese Zentralisierung von Daten kann, wie jede massive Zentralisierung, nicht gut sein, denn der Schaden ist überwältigend, wenn eine zentrale Struktur wie die Googles kompromittiert wird. Das kann durch Missbrauch von innen geschehen, wenn Google also doch böse würde, es kann durch Angriffe von außen geschehen und eine Zentralstruktur kann auch schlicht kaputtgehen und ihre Funktionen verlieren oder preisgeben.

Es ist wie mit der Anhäufung von Macht überhaupt - deren Verlust oder Missbrauch hat fatale Folgen. Und die Antwort auf das Gefahrenpotenzial von zentralisierten Strukturen ist die Dezentralisation. Macht gehört verteilt und persönliche Daten gehören in die Hände des Einzelnen, der sie nur dann herausrückt, wenn es nötig ist.

Einiges funktioniert dann nicht mehr so bequem wie heute? Da haben Sie Recht! Aber ist das so schlimm? Und kann man nicht auch in dezentralisierten Strukturen Kommunikationswege finden, die einen Großteil der erreichten Bequemlichkeit erhalten, dabei aber gefährliche Datenpools wie den von Google umgehen? Das wird sicherlich klappen.

Google ist einst als innovatives Unternehmen angetreten. Es wäre an der Zeit für ein weitere Innovation. Es ist Zeit für die Innovation, es mal gut sein zu lassen. Und vielleicht sogar das eine oder andere Werkzeug abzugeben. Und zu dezentralisieren. Innovativ wäre daran vor allem der Verzicht. Auch der Verzicht auf weitere Quantensprünge bei den Quartalszahlen. Und das dann kommunizieren, aufzeigen, dass es auch anders geht. Ein Beispiel dafür geben, was gut ist!

Also, lass mal gut sein Google. Und nochmals: Herzlichen Glückwunsch.

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Montag, 1. September 2008

Prekariat: mein Unwort des Jahres

In Deutschland, wie auch europa- und weltweit, wird eine Armutsdebatte geführt. Das ist erst einmal gut, auch wenn zur Zeit populistische Verführer vom Schlage eines Oskar Lafontaine am meisten davon profitieren. Was aber gar nicht gut ist, ist das Vokabular, das dabei verwandt wird. Hartz IV, Unterschicht und ähnliches sind schon ziemlich schlecht, da sie negative Etiketten auf Menschen kleben (Hartz IV) oder mangelnde Qualität oder sogar einen geringeren Grad an Menschlichkeit suggerieren (UNTERschicht). Besonders mies wird es aber bei diesem neuen, ach so griffigen Begriff „Prekariat“, der Millionen von Menschen plötzlich anhängt. Deshalb ist Prekariat mein Favorit für das Unwort des Jahres, das in etwa zwei Monaten gewählt werden wird.

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Schauen wir uns dieses Wort einmal an. Prekariat ist abgeleitet von prekär, was laut Duden soviel wie „schwierig“ oder „heikel“ heißt. Angehängt wurde dann nur eine von „Proletariat“ entlehnte Nachsilbe. Laut Wikipedia ist „Prekariat ist ein Begriff aus der Soziologie und definiert ‚ungeschützte Arbeitende und Arbeitslose’ als eine neue soziale Gruppierung“. Und wer fällt darunter? Wikipedia weiß: „Betroffen sind einkommensschwache Selbstständige und Angestellte auf Zeit, Praktikanten, auch chronisch Kranke, Alleinerziehende, Zeitarbeitnehmer und Langzeitarbeitslose, aber zunehmend auch in wissenschaftlichen Arbeitsverhältnissen Angestellte: Prekariat definiert keine sozial homogene Gruppierung.“

Okay, das Prekariat sind also Leute ohne, mit geringem oder mit unsicherem Einkommen. Ja, die gibt es. Das ist Sch****, aber es gibt sie, und zwar in viel zu großer Zahl. Und die sind also „schwierig“ und „heikel“ – das ist aber eine schöne Art, Menschen zu charakterisieren ... Denn diese Zuschreibung muss man doch wohl wörtlich nehmen, so wie man im 19. Jahrhundert Proletarier als Sammelbegriff für besitzlose, abhängig Beschäftigte wörtlich meinte, was von „proletarius“ abstammte und die niedrigste Schicht im römischen Volk meinte, die zu nichts anderem gut war, als Kinder zu produzieren, die dann beispielsweise in den Legionen zu dienen hatten, wenn sie nicht gleich versklavt wurden.

Doch „Proletariat“ ist ein Substantiv, das eine Gruppe von Menschen beschrieb, eben die Angehörigen einer besitzlosen Bevölkerungsschicht im alten Rom, die proletarii, und später die Gruppe der abhängig Beschäftigten im 19. Jahrhundert. Proletariat klassifiziert also anhand eines Faktums. Prekariat klassifiziert nicht nur sehr ungenau, wenn man mal auf die heterogene Wikipedia-Definition schaut, sonder es klassifiziert auch anhand einer nicht objektiv haltbaren Zuschreibung, ist prekär doch ein Adjektiv – „heikel“ eben. „Heikel“ und „schwierig“, damit also auch „gefährlich“. Keine substantivisches Faktum, sondern eine subjektive, adjektivische Zuschreibung. Das ist immer auch eine Aussage über angebliche Eigenschaften der so klassifizierten Menschen.

‚Prekarier’ sind „heikel“?

Quatsch, es ist ihre Situation, die heikel ist; prekär zu leben ist aber kein Merkmal der Menschen selbst. „Aus prekären Arbeitsverhältnissen folgen prekäre Existenzweisen“, schreibt Thomas Gross in der „Zeit“. Das stimmt natürlich. Durch das Ankleben des Adjektivs prekär wird die Situation nur noch verschlimmert. Denn unterbewusst eignen sich die Angehörigen der Gruppe der prekär lebenden Menschen diese Zuschreibung mehr oder weniger stark an und verlieren dadurch an Kraft, Selbstvertrauen und Änderungswillen. Und auch die Nichtprekarier übernehmen die heikle Zuschreibung mehr oder weniger bewusst, wollen mit diesen „schwierigen“ und „gefährlichen“ Menschen nichts zu tun haben und wünschen nicht, dass ihre Kinder mit ‚deren’ Schmuddelkindern spielen oder lernen. (Ach wie gut, dass wir ein dreigliedriges Schulsystem haben, da bleiben die Schmuddelkinder unter sich ...).

Ist schon klar: Worunter die vom wirtschaftlichen Erfolg abgehängten Menschen hierzulande leiden, ist sicherlich erst in dritter oder vierter Linie das Wort Prekariat – kein Geld, keine Arbeit; krank, unglücklich und mittlerweile sogar wieder hungrig zu sein, das sind die wahren Probleme. Aber man darf die Macht der Sprache und die Kraft der sich selbst erfüllenden sprachlich verfassten Prophezeiungen nicht unterschätzen.

Deshalb lautet mein Unwort des Jahres 2008: Preka****.