Montag, 17. Oktober 2011

Die gelungene Überraschung: unser neues Buch "Zwischen den Spiegeln"

Es war ein arbeitsamer Sommer ... mehr kann ich als Entschuldigung für das verwaiste Blog nicht anführen. Aber gerade komme ich von der RingCon zurück und muss Ihnen jetzt unbedingt davon erzählen, wie uns die Überraschung mit dem letzten Buchprojekt gelungen ist, mit "Zwischen den Spiegeln. Neue Perspektiven auf die Phantastik", das am Freitag erschienen ist und auf der RingCon dem Publikum und einem völlig erstaunten Friedhelm Schneidewind vorgestellt wurde.

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Denn es ist letztlich sein Buch, ein Buch für einen bedeutenden Forscher, von dem wir befürchten mussten, dass er bald nicht mehr unter uns sein würde, und der auch jetzt und in Zukunft unter dem Damoklesschwert des Krebses leben muss.

Damit plaudere ich nichts aus, was Friedhelm nicht recht wäre. Denn er selbst hat vor einem Jahr auf der RingCon seine Krebserkrankung in offensiver Weise öffentlich gemacht und steht auch jetzt jederzeit dazu, was nicht einer gewissen Beispielhaftigkeit entbehrt, mit diesem immer noch mit einem Tabu versehenen Thema umzugehen.

Auf eben dieser RingCon 2010 setzten sich Julian Eilmann und Oliver Bidlo ziemlich geschockt zusammen, und überlegten, wie man Friedhelm in so einer Situation helfen könnte. Nun, jeder auf seine Weise eben. Und unsere Weise, die der Schreiberlinge, ist nun mal das Schreiben. Schnell war die Idee geboren, Friedhelm eine Festschrift zu widmen, und ich freue mich sehr, dass Julian und Oliver sofort an mich dachten (letztes Jahr war ich das erste Mal nicht auf der Con), ihnen bei der Arbeit als Herausgeber, Lektor und Autor zu helfen. Geschriebene Worte sind die Währung, in der wir uns mit der Welt verständigen, und so sollten es auch geschriebene Worte sein, die Friedhelm zur Seite stehen würden.

In erster Linie natürlich als Trost und zum Mut machen. Als Beweis, dass seine Freunde an seiner Seite stehen. Aber durchaus auch praktisch, denn alle Beteiligten verzichten auf jegliche Einnahmen, so dass alles, was das Buch erwirtschaftet, auf Friedhelms Konto überwiesen wird. Für uns Freiberufler ist Krankheit nämlich immer mindestens eine doppelte Belastung: Zum Kranksein tritt der Verdienstausfall hinzu. (Versicherungen? Ja klar. Verdienen Sie erst einmal ausreichend, um das angemessen versichern zu können.)

In erster Linie aber soll der Band Friedhelms Schneidewind Arbeit als Autor und Forscher ehren. Seine Bücher und Artikel, aber auch Kurzgeschichten, Lieder und Theaterstücke über Phantastik gehen in die Dutzende und stellen einen wichtigen Beitrag zum Fundus der Phantastik dar wie auch zur Forschung über das Genre. Die Drohung, dass diese Stimme verstummen könnte, machte uns wieder klar, wie sehr alle Arbeit rund um die Kunst und Literatur von den Individuen getragen wird, die sie verrichten.

Die meiste Arbeit heutzutage wird in Teams erledigt, und das ist nicht nur nötig und angemessen, sondern kommt auch unserem Wesen als Menschen entgegen. Kreative arbeiten natürlich auch in Teams, aber ein Gutteil ihrer Arbeit ist doch eine ganz individuelle Leistung des Schöpfens, des genauen Durchdenkens, der einsamen Geistesblitze und analytischen Schritte. Umso auffälliger ist dann die Lücke, wenn jemand nicht mehr da ist, an dessen Geistesblitze man sich gewöhnt hat. Soweit ist es jetzt, nach erst einmal erfolgreicher Therapie, zum Glück bei Weitem noch nicht, doch erschien uns die Situation dringlich, diese Stimme zu ehren und ihm in unserer Währung zu zeigen, was wir von ihm halten, solange er noch da ist.

Und das sahen die Freunde, die wir ansprachen und um Mitarbeit an dem Buch baten, genauso. (Eine Aufstellung der Autorinnen und Autoren sowie des Inhaltes finden Sie in diesem Blogbeitrag.) Und damit ging eine echte Geheimoperation los. Denn eines war klar: Es sollte eine Überraschung werden.

Was gar nicht so leicht ist, wenn alle Beteiligten gute Freunde des zu Überraschendne sind. Konspirativer Mailverkehr musste unter Verschluss gehalten werden, vorbereitende Sitzungen mussten im Untergrund abgehalten werden, und wenn wir jemandem aus unserem Bekanntenkreis von dem Vorhaben erzählten, so mussten wir ihn danach töten. Besonders lustig fand ich, dass Julian, wenn er mir eine Mail schrieb, immer dreifach checkte, dass die wirklich an mich ging, denn Frank beginnt ja mit den gleichen Buchstaben wie Friedhelm.

Spannend wurde es besonders, als das Programm der RingCon 2011 online ging, denn dort war ja die Buchvorstellung angekündigt. Und Friedhelm, interessierter Freund, der er ist, wollte natürlich wissen, was wir denn da für ein Projekt vorstellen würden. Es war eine Zeit der Ausflüchte und des Leugnens und man wagte kaum mehr, das Klingeln des Telefons zu bedienen.

Und er hat bis zum Schluss nix gemerkt! Sie können sich kaum vorstellen, was für einen Spaß es gemacht hat, im Beethoven-Saal des Maritim zu stehen, Friedhelm unten im Publikum, das Buch hochzuhalten und es ihm zu widmen.

Oh, er war gerührt. Seine Freude allein wäre es schon Wert gewesen, das Buch gemacht zu haben.

Wenn wir am Schreibtisch sitzen und etwas schreiben, dann tun wir das immer mit ganzem Ernst und der Überzeugung, das Richtige zu tun. Manchmal aber bekommt man eine ganz unmittelbare Bestätigung, dass das auch wirklich geklappt hat ...

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