Montag, 10. Mai 2010

Ein Jahr Facebook-Erfahrungen: Teil 1, Die Kontakte

Seit einem Jahr bin ich jetzt Mitglied bei Facebook, dem größten der social networks, Grund für einen kleinen Erfahrungsbericht in vier Teilen. Dies ist Teil 1 und handelt vom Kern des Netzwerks, den Beziehungen.

Am wichtigsten an einem social network sind die Kontakte und Beziehungen. Was auch immer man alles an Einwänden gegen die Netzwerke bringen kann, so fällt mir zu dieser grundlegenden verbindenden Funktion nichts Negatives ein. (Missbrauch zu Betrugs- und anderen Zwecken lassen wir mal außen vor und reden nur von bestimmungsgemäßem Networkgebrauch.) Einige Besonderheiten gibt es aber schon.

So kenne ich beispielsweise von meinen augenblicklich etwa 320 FB-’Freunden’ nur die Hälfte persönlich und bin froh, dass ich diese Verbindung zu ihnen habe, weil ich so auf einfache Weise ein bisschen von dem mitbekomme, was sie so treiben. Aber die anderen, rein virtuellen Beziehungen, die haben auch etwas ...

Und es ist mir völlig egal, wie gehaltvoll oder -leer deren Statusmeldungen sind, es ist einfach nett, auf einen Blick etwas von all diesen Leuten etwas zu ‘hören’.

Teilweise bekommt man wichtige Infos, die sonst vielleicht an einem vorbeigegangen wären, über Link-Tipps lernt man interessante Dinge aus dem Netz kennen, auf die man allein nie gestoßen wäre, teilweise erfährt man Sachen von Bekannten, die einem so gar nicht bekannt waren (“Ey, die taucht ja auch”, “Cool, der engagiert sich gegen Rechts”).

Wie soll ich es beschreiben? Ja ... vielleicht mit diesem Bild. Durch das, was Kontaktpersonen in FB posten - und das ist bei MySpace, Wer kennt wen, den VZs usw. nicht anders - habe ich das Gefühl, ich “komme mehr raus”. Ich bin etwas näher dran am Leben meines Freundes- und Bekanntenkreises als ich es ohne FB wäre.

Das ersetzt echte Kontakte in keiner Weise! Ich glaube immer noch daran, dass echte Vertrautheit nur über real life-Kontakt geht, so wie ich es schon 1997 im CMC-Magazine beschrieben habe und vor kurzem im Interview mit einer lettischen Forscherin hier und hier aktualisierte.

Deshalb würde ich auch keine einzige Minute Treffen im Café gegen eine Stunde FB eintauschen. Aber ich möchte die social networks auch nicht missen und kann in ihrer Vernetzungsfunktion per se keine Nachteile erkennen.

Ja, ja ... man muss schon ein bisschen aufpassen. Nichts preisgeben, was sich gegen einen wenden kann usw. Das muss und kann man lernen. Sehr einfach sogar, denn es gibt nur ein paar Regeln zu beachten, und auf die weist einen eigentlich der gesunde Menschenverstand schon hin.

Dass sich trotzdem viele in social networks durch ihr Verhalten selber schaden, dem muss man durch Aufklärung begegnen. "Bewegen im Netz" als eigenes Schulfach - das wäre es. Und Kindern müssen die Eltern zur Seite stehen. Es ist doch ganz einfach Verhalten in der Öffentlichkeit, was man praktiziert, wenn man etwas postet. Kotzen Sie im Stadtpark besoffen in die Hecke? Nee, oder? Dann tun Sie es auch nicht auf FB. Daran einfach schon einmal jedes Mal denken ...

Und der Datenschutz? Aber natürlich ist der ganz, ganz wichtig, denn die Hoheit über die eigenen Daten ist eines der wichtigsten Besitztümer, die wir haben. Aber deshalb muss ich ja nicht gegen die Funktionen von social networks sein. Ich muss nur dafür plädieren, dass die networks als Kontaktbasis sich an Datenschutz halten. Was Facebook nicht tut, eindeutig. Und das ist auch, was mir das Vergnügen FB schon fast wieder vermiesen kann ...

Voraussichtlich Mittwoch folgt Teil 2, über die Spiele - bleiben Sie mir gewogen.

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